Meinem Lebensfreund “Hömmerl” und Lektor Helmut Hauer gewidmet.
Das mit dem Lebensfreund ist weit überwiegend ihm zu verdanken.
Meinerseits war die Freundschaft fragmentarisch, wie alles an mir.
Meine Schmisse
Rainer Maria Richter
Wenn von diesem Titel etwa Burschenschafter oder Anhänger der extremen Rechten sich angesprochen fühlen, Denker, Humanisten und Kunstsinnige hingegen abgestoßen, so möchte ich von Anfang an klarstellen, dass sich die Wiedergabe der nachfolgenden Begebenheiten ausschließlich an Letztere richtet. Die Ersteren werden bald enttäuscht feststellen, dass sie einem Missverständnis aufgesessen sind.
Daher, Erstere: Tschüss!
Für manche heute junge Leute, die mit Theater wenig bis gar nichts am Hut haben: Ein Schmiss ist in der Sprache der Theaterleute oder Musiker etwa das, was man ein Hoppala nennen könnte. Ein Hänger im Text, ein falscher Einsatz, das Versäumen eines Auftritts, oder dergleichen. Ein Schmiss kann einiges zerstören. Eine Szene, ein Stück, eine Karriere… Bis hin zum Leben.
Es kommt immer wieder vor, dass Kinder die Talente ihrer Eltern erben und in deren Fußstapfen treten. Dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass, handelt es sich um berühmte Eltern, auch deren Kinder zu Ansehen und Ruhm kommen. Meine Eltern sind nicht berühmt gewesen, angesehen wohl mein Vater, wenigstens in Sachsen bis 1944, und er hätte das Zeug gehabt, eine gewisse Berühmtheit zu erlangen, wäre seine Lebensbahn unter glücklicheren Sternen verlaufen. Talentiert auch meine Mutter, beide Eltern dem Theater verfallen, wo sie, die blutjunge Operettensoubrette auf den vierzigjährigen Tino getroffen ist, den Kapellmeister. Kein Schmiss hat ihre Laufbahnen zerstört, sondern der Krieg.
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