Lobmeyr ist ein alteingesessenes Familienunternehmen, das mit edlem Glas und Kristallwaren handelt, aber auch Leuchten und Kristallluster herstellt und in alle Welt exportiert. Schon in der Monarchie wurden die Kunstwerke der österreichisch-böhmischen Glasproduktion geschätzt. Die Visitenkarte des Unternehmens ist bis heute wohl der riesige Mittelluster in der wiederaufgebauten Wiener Staatsoper, ein Kristallkranz von sieben Meter Durchmesser und fünf Meter Höhe, drei Tonnen schwer und dennoch von leichter, schwebender Eleganz. Das Verkaufsgeschäft in Österreichs Top-Geschäftsstraße ist mehr Museum als Laden, nur dass man hier, Zahlungskraft vorausgesetzt, die Museumsstücke, auch durchaus moderne, mitnehmen kann. Der Verkaufsraum reicht tief hinein in das Gebäude und doch ist dahinter noch Platz für Zwischenlager und Büro, beides zusammen.
Ich schreibe Angebote und Bestellungen nach Diktat. Der Chef selbst, Herr Rath, diktiert. Seit 1902 ist die Familie Rath Eigentümer des Unternehmens. Der Neffe Ludwig Lobmeyrs, Stefan Rath sen., hat es übernommen. Form und Technik entsprechen dem musealen Charakter des Unternehmens. Die Briefe riechen nach Staub wie die gelagerten Kartons. Heute empfinde ich durchaus Ehrfurcht vor der Tradition eines Unternehmens wie Lobmeyr, doch mit dem damals noch sehr eingeschränkten Blick des neunzehnjährigen Schnösels mangelt es mir an Faszination. Also halte ich nebenbei weiter Ausschau, ob sich nicht etwas Lustigeres anbietet.