In Rousillon verstarb der Gräfin Mann,
Von Bertram, seinem halberwachsnen Sohn beweint
Und Helena, die âdoptierte Maid,
Eines verblichnen namhaften Arztes Kind.
Sogar der König trauert in Paris.
Ihm war der Graf ein vielverdienter Freund.
's liegt nahe, dass er fördern wird den Jung
Und ruft ihn nach Paris an seinen Hof.
Die Gräfin kann nicht hindern Bertrams Stolz,
Doch Helena, in Bertram insgeheim
total verknallt, verzweifelt und beschließt,
Zu folgen dem Geliebten nach Paris.
Verhüllen diesen Grund der Reise wird
Ihr Wunsch, des Königs inkurable Brest
Zu heilen Durch des Vaters Medizin.
* * *
Im Streit der Kaiser einem Papste trotzt.
Doch keiner wird von beiden selber fechten.
‚s ist klüger, diese Drecksarbeit
Zu delegiern. Vasallen gibt’s genug.
Die Ghibellinen und die Guelfen tun’s.
(Mich dünkt, ich hätt so was vor Kurzem auch
gehört. Es scheint, Methode hat der Wahn.)
Siena liegt in Fehde mit Florenz
und das ruft Vetter Frankreich, rasch zu Hülf.
Dem klugen König widerstrebt‘s, doch stellt,
Um nicht des Kaisers Huld zu strapaziern,
er seinen Rittersleuten frei, das Schwert
Zu führn für Siena oder für Florenz,
ganz wie es jedem besser passen mag.
Florenz wird’s sein, das ist ja jedem klar.
Auch Bertram möchte fort zu Felde ziehn,
Ein paar erschlagen um des Ruhmes Willen.
In väterlicher Sorg' der König wehrt‘s
Dem Jungen. Helena kommt an und bietet
Dem König ihre Medizin. Nicht leicht
Ist es, den Herrn zu überreden, der
nur noch den Tod ersehnt in diesem Leben.
(Obgleich, sein Leiden, eine böse Fistel
Am Arsch – er lässt bereitwillig sie schaun -
Hämorrhoiden, tät der Grieche sagen -
scheint unheilbar auch damals nicht gewesen?)
Kurzum, was Paracelsus nicht und auch nicht
Galenus glückt', Helena locker schafft‘s.
Der König ist geheilt und froh, gelobt,
Der Ärztin einen Gatten ihres Wunsches
Zu geben. Wohl erraten wir's, es kann
Nur Bertram sein. Doch dieser Schnösel schätzt
Helenen zu gering, nicht ebenbürtig
ihr fehlt der Adel, auch kennt er seine Braut
Als Schwester fast und weigert sich ihrer
Verdienten Hand. Doch ist's die Majestät,
Die fordert und so geht, wenngleich zum Schein,
Herr Bertram auf die Hochzeit ein. Perfide
Ist sein Plan: Zum Krieg in die Toskana
Will er den Rittern folgen, ohne vorher
Die Ehe mit Helenen zu vollziehn.
* * *
Nach Roussillon kehrt Helena zurück,
voll Gram, doch ohne Eh'gemahl. Ein Brief
von ihm erwartet sie schon hier. Er schreibt:
"Wenn jemals Du den Ring besäßest, der
An meinem Finger steckt und davon nie
Sich lösen soll, und zeigtest mir ein Kind,
Entsprungen Dir, und dem ich Vater wär,
Erst dann magst Du Gemahl mich nennen,
Also nie!“ Dem Trotz des jungen Mannes
Setzt Helena nur Lieb entgegen. Sie wirft
Sich vor, durch ihre Schuld sei Bertram in
Den Krieg gezogen und gefährde so
Sein Leben. Sie, als Pilgerin verkleidet,
Will folgen dem Verblendeten ins Feld.
Florenz sieht eine Pilgerin ankommen.
Im Hause einer Witwe nimmt sie Wohnung
Und bei der Witwe schöner Tochter, Diana.
Inzwischen wurde Bertram Führer seiner
Berittnen Kompanie. Man rühmet ihn
ob der Verwegenheit, die nebst dem Feind
Betrifft die schönen Florentinerinnen.
Zurzeit ist Diana Ziel der Leidenschaft
Des Ritters. Passt doch gut, denkt Helena.
Mit Hülf der eingeweihten Diana will sie
Den Ring von Bertrams Hand gewinnen. Dann?
Wir werden sehn, vorerst bleibt‘s uns verborgen.
* * *
Von Bertram wild bedrängt, hat Diana nicht
Viel Mühe, seinen Ring ihm abzuluchsen
Für das Versprechen einer Liebesnacht.
Die Nacht ist finster, lichtlos Dianens Kammer.
In der Nacht sind alle Katzen grau.
Nicht mit Diana sondern Helena
Steckt unser Recke unter einer Decke,
Vollzieht mit seiner eignen Frau die Eh,
Die früher er verschmäht. Ihm bleibt‘s verborgen.
So kann Trug enden in Gerechtigkeit.
Als Liebespfand empfängt er von Helenen,
Er meint wohl von Diana, einen Reif,
den Helena der König einst verlieh.
* * *
Der König ist nach Rousillon gereist.
Auch Bertram ist nach Haus zurückgekehrt.
Es trauern wieder alle, diesmal um
Helena, die für tot gehalten ist.
Vergebung schenkt der König Bertram, der
Sich reuig gibt und angesichts des Todes
Der Angetrauten seine Lieb zu ihr
Entdecken will, die früher er verschmäht.
Gelegenheit kennt nicht Verlegenheit.
Nach Bertrams Reif schon giert Lefeuens Tochter
Als neue Braut, doch wird der Reif sofort
Erkannt von allen, auch vom König, der ihn
Zur Prüfung an sich nimmt. Den Reif gab er
Einst Helena. Auf welchem dunklen Weg
Mag er an Bertrams Hand gelanget sein?
Ein grausiger Verdacht erhebt sich gegen
Den Serienbräutigam. Es kommt noch schlimmer.
Es kommt Diana und verklaget Bertram,
Die Ehe hab' er ihr versprochen und sie dann
Entehrt. Graf Bertram leugnet, doch der Reif ...
(Oh Lord! Schon wieder so 'n Theater um die
Verdammten Ring! Gab's denn in alten Zeiten
Nicht andere Indizien?) ... doch der Reif
Am Finger seiner Majestät, Diana
Erkennet ihn als jenen, den sie Bertram
In jener Nacht gegeben und weist vor
Den andern Ring, den Bertram gab. Die Lage
Graf Bertrams ist damit verheerend, besser
Ist nicht jene Dianens, die sich weigert,
Die Umstände des Tauschs von Reif und Ring
Bekannt zu geben. Schon will Frankreichs König
erzürnt die beiden in den Kerker werfen,
Da ist mit einem Male Helena
Zur Stell und trägt das Kind, das Bertram hat
Gezeugt mit ihr in jener Nacht. Und so
Hat Helena erfüllt den Schwur. Sie hat
Den Ring, der einst an Bertrams Finger stak,
Sie hat das Kind, was will man mehr? Der Herr
Graf Bertram wird als Gattin Helena
Heimführn. Ist's Ende gut, ist alles gut.
(Ist es so einfach denn? Na dann, ich wünsch'
Viel Glück! Verbeiße mir die Frage, wird
Komödie diese Ehe oder Drama?)
* * * * *