28 Oberlaa

Oberlaa

worin vorkommen: Neunkirchen, Pöttsching, Kuba, Hollabrunn, Mistelbach, Gänserndorf, Poysdorf, Deutsch Wagram. Zistersdorf, Wilhelminenberg, Salzburg, Staatz, Weinviertel, Klosterneuburg, Nussdorf, Kahlenberg, Wiener Neustadt, Kottingbrunn, Kierling, Triest, Ferlach, Gustav Mahler, 5. Symphomie, Adagietto, Hugo Wolf, 'Das Italienische Liederbuch', Franz Kafka, Gaetano Donizetti, 'Maria Stuarda', Erik Werba, Peter Weber (Muffi),  der 'Figaro-Graf,' Laxenburg, Christa Ludwig, Harald Serafin, Karl Schranz, Hns Hinterseer, Annemarie Pröll, sowie  ein wüster Faschingsdienstag

Nachdem unser blauer Mercedes unter der Last seines Alters zusammengebrochen ist, erhebt sich die Frage nach Ersatz. Mama fährt inzwischen einen R4 und ist damit äußerst zufrieden. Zuverlässig und sparsam. Würde mir auch zusagen. Annamaria findet das Mitfahren angenehm und bequem. Mamas Autospezialist, Renault-Händler Hoffmann aus Maria Lanzendorf, derselbe, der in Zeltweg Mamas Dauphine das hoffnungslose Ende bescheinigte, bietet einen noch jungen Gebrauchten an. Mein Job scheint sicher, Annamarias Übersetzungen florieren, dank Kettner ist die Restaurierung der Wohnung günstig abgeschlossen. Die Kilometergelder für die Dienstreisen werden nach Abdeckung der Kosten noch einen Polster übrig lassen. Wir schlagen zu. Ein grüner R4. Das Wägelchen ist genial einfach. Fünf Türen. Bei umgelegter Heckbank viel Platz für Transporte. Das Getriebe liegt vorn, noch vor dem Motor. Durch ein Loch in der Stoßstange kann man notfalls mit der Wagenheberkurbel den Motor anwerfen. Vom Getriebe reicht ein einfaches Rohr über den Motor hinweg bis in den Innenraum, wo es in einem Handknauf endet. Revolverschaltung. Viergang, 845 ccm, 34 PS. Kurios: Der Abstand zwischen Vorder- und Hinterrad ist auf der einen Seite um fünf Zentimeter kürzer. Durch Einzelradaufhängung bei Vorderradantrieb kein Problem. Die Straßenlage ist perfekt. Das Wägelchen fährt wie auf Schienen, dazu äußerst komfortabel, wie auf Wolken. Die Fensterscheiben werden geschoben. Kein Kurbelgetriebe kann kaputtgehen. Der Frischluftzufuhr bei geschlossenen Fenstern dient eine einfache Klappe im Blech unter der Frontscheibe. Die Sitze sind bequem, man ermüdet nicht schnell auf längeren Strecken. Das unterscheidet den R4 vom 2CV, jener Ikone für spartanische Individualisten: Der Komfort im R4 ist für damalige Zeiten unschlagbar. Mein Opel Rekord hatte noch dreizehn Liter gefressen, der Mercedes zehn. Die sieben Liter vom R4 sind dagegen ein echtes Labsal, zumal der Ölpreis ständig kräftig ansteigt. Die Araber beginnen sich bemerkbar zu machen. Die Stimmung ist aber zuversichtlich, seit es um Kuba 1962 zu keinem Atomkrieg gekommen ist. Es geht gut in Österreich. Mag der Ölpreis steigen. Wir werden immer Autofahren. 

Ich bin jetzt wöchentlich einen Tag unterwegs in Niederösterreich auf Dienstreise. Also, in der östlichen Hälfte. Dadurch lerne ich die mir neue Welt des Weinviertels kennen und lieben. Hollabrunn, Mistelbach, Gänserndorf, Poysdorf, Deutsch Wagram. Jetzt endlich sehe ich Zistersdorf von nah, wo vor langer, langer Zeit die Ölfelder brannten und bis zum Wilhelminenberg leuchteten und es mir unheimlich wurde. Die Landschaften nördlich der Donau sind so eindrucksvoll in ihrer herzlichen Sprödigkeit. Ohne die hohen Berge und doch mit atemberaubenden Aussichten. Wenn in den Bergen der eingeschränkte Blick gefangen genommen wird von den gewaltigen Formen und sich auf Einzelheiten konzentriert, so darf er hier über sanfte Wellen hinweg in der Weite zerrinnen. Die Weite ist grün, golden, graubraun oder weiß, je nach Jahreszeit. Anderswo erregen die schroffen Berge, hier beruhigt die Weite. Die Häuser in den Dörfern stehen nicht so gedrängt aneinander wie die Schafe einer Herde, wenn die Hunde sie zusammentreiben. Wo sie doch aneinandergereiht sind, tun sie das mit einer stoischen Gelassenheit. Sie wissen, sie gehören zusammen, auch ohne Hunde. 

Eines Tages sehe ich, wie in dieser Weite etwas Fremdes aufragt, das ganz und gar nicht zu den horizontalen Linien ringsum passt. Im Näherkommen stelle ich fest, es ist ein Kegel, dessen Spitze eine Burgruine krönt. Wo er aus dem flachen Boden steigt, schmiegt sich ein Dorf an seinen Abhang. Es ist einer der Momente, in dem ich mir vorkomme wie ein Entdecker, der einen ganz unerwarteten Fund macht. Eine ähnliche Spannung wie damals, als sich bei Salzburg an der Autobahn der Mond ganz unerwartet verfinsterte. Staatz, verrät mir die Ortstafel. 

Ich lasse den R4 im Dorf stehen und steige hinauf auf die Höhe. Der Ausblick von der Ruine ist überwältigend. Kein Geräusch beleidigt die feierliche Stille ringsum. Nur ein leichter Windhauch lispelt seine Melodie durch dieses Gemälde. Die tschechische Grenze ist nahe. Noch schneidet der eiserne Vorhang erbarmungslos zwei Welten auseinander. Unsere Welt ist hier zu Ende. Eine Zone mit beschränktem Ausweg. Ein verlassener Winkel. Verschlafen. Verloren.

Im Sommer im Weinviertel tagsüber eine bestimmte Person oder eine bestimmte Adresse zu finden, ist eine kriminalistische Herausforderung. Wenigstens so spannend und ebenso fad wie viel später Pokémon. Navi gibt es noch nicht. ‘Find den Bartl’ muss ohne es funktionieren. Die Häuser in den Orten sind durcheinander nummeriert, in der Reihenfolge ihrer Baubewilligung. Die Straßen sind leer, man sieht Hühner, einige Hunde und kaum Menschen. Auch in den wenigsten Häusern findet man Leute. Wer nicht im Krankenhaus ist, ist an der Arbeit auf den Feldern, in den Weingärten oder in Gewerbebetrieben. Hat man irgendwo doch einmal Glück und trifft auf einen zurückgebliebenen Dorfbewohner, so ist sein Zurückgeblieben sein doppeldeutig und hat von den Hausnummern keine Ahnung. Die Namen kennt er schon, nur, es gibt wenigstens acht Personen mit dem gleichen Vor- und Nachnamen. Also muss er versuchen, den Gesuchten durch Details seiner Lebensumstände zu identifizieren. Ob das der ist, der vor zwei Jahren vom Apfelbaum gestürzt ist? Oder die, die mit dem Freund durchgegangen ist? Wenn es um ein Auto geht, kann ich wenigstens die Marke nennen. Doch auch das bringt nur eine Einschränkung zwischen Mercedes oder VW. Oft geht es aber nicht um Autos, sondern um Wohnungsinhalt, also etwa den Teppich, den der unbeaufsichtigte Hund des Nachbarn zerbissen hat. Oder um Zeugenaussagen von Leuten, die sich schriftlich nicht genau genug auszudrücken vermögen. Man möge nicht denken, ich sage das aus Überheblichkeit. Das liegt mir fern. Es ist aber Tatsache, dass es vielen Menschen schwerfällt, eine bestimmte Situation verständlich und nachvollziehbar zu schildern. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass ich im Lauf der Zeit eine umfangreiche und umwerfend komische Sammlung von Dokumenten zusammentrage, in denen man etwa lesen kann: "Ich fuhr mit dem Traktor und da ich zu schwer geladen hatte, drückte es mich an den Zwetschgenbaum."


Oder: "Ich fahr jeden Tag um diese Zeit fährt nie ein Zug." (Das ist – interpunktionsgetreu - die gesamte Meldung. Mehr steht nicht da. Alles Weitere bleibt der Phantasie überlassen.)


Oder die folgende Unfallskizze:

Tagsüber also kümmere ich mich mehr um Ermittlungen, zu denen man keine Personen finden muss. Eine Unfallstelle besichtigen, fotografieren, eventuell auch vermessen. Am späteren Nachmittag werden die Orte auch wieder belebter und ich finde die richtigen Adressen mit den gesuchten Personen leichter.

Die Bergbesteigung hat mich einige Dienstzeit gekostet. Obwohl die Tage schon lang sind, ist es bei der Rückfahrt schon dunkel. Es gibt noch keine Sommerzeit. Das wichtigste Teil meines R4 ist das Autoradio und dessen wichtigste Welle Ö1. Gustav Mahler begleitet mich auf dieser Reise durch die Dunkelheit. Seine Fünfte. Ich halte an bei einem Seitenweg. Das Adagietto bei völliger Dunkelheit rundum, über mir die fast blendenden herbstlichen Sterne. Tino hat mir einmal ein Kinderbuch geschenkt mit bunten Bildern. Die Geschichte eines Mannes, der nachts nach einer Musik sucht. Die einfachen Noten sind abgebildet. Wie er sie endlich findet unter den Sternen des Firmaments. Und wieder das dazugehörige Notenbild. Leider habe ich die Musik nie gekannt, weil ich zu faul war, um die Noten zu lesen. Es muss eine Musik gewesen sein, ähnlich diesem Adagio. Einsam und bitter.

Im Industrieviertel sind die Verhältnisse in weiten Teilen geordneter. In Wiener Neustadt etwa nehme ich einmal an einem gerichtlichen Ortsaugenschein teil. Praktischerweise befindet sich die Unfallstelle genau vor dem Portal des Gerichtsgebäudes. Alle sind sie da, die Parteien, die Zeugen, der Richter, die Anwälte, ich als Zuschauer, nur der Sachverständige fehlt. Eigentlich müsste man die Verhandlung vertagen, aber der Richter entscheidet, er werde doch wenigstens die Parteien und die Zeugen anhören, damit die nicht alle noch einmal erscheinen müssen. Bei den Befragungen ergeben sich Meinungsunterschiede über die Breite der Fahrstreifen. Kurz entschlossen nehme ich mein Maßband und vermesse die Straße. Zwei Polizisten regeln indessen den Verkehr. Aber auch hier im Süden erweist es sich, dass ein Teil der Arbeit abends besser zu erledigen ist. Es ergibt sich, dass ich zum Ausgleich an manchem Nachmittag mit einem Außendienstmitarbeiter in Kottingbrunn zwei Stunden Tennis spiele.

Tagebuch 19.11.1981

Dienstreise. Klosterneuburg, Kierling. Ich parke auf einem kleinen Platz vor dem Postamt, wo ich zu tun haben werde. Das Postamt ist geschlossen. Mittagspause. Ich spaziere die Hauptstraße von Kierling auf und ab. Altbäuerliche Ortshäuser im niederösterreichischen Stil wechseln ab mit Kleinstadtwohnhäusern. Schnörksel der Jahrhundertwende, misslungener Versuch Reichtum vorzutäuschen, nichts dahinter. Plötzlich an einem zweistöckigen Bau von hässlichen Proportionen mit unpassenden Fenstern, weil zu groß, die Tafel: „In diesem Haus starb Franz Kafka“.

Hinter dem Ungeheuerlichen das Ungeheuerlichere, hinter dem Schrecklichen das Schrecklichere. Mysteriös starren diese Fensterungetüme unter breiten Augenstrichen aus der schmutzigen Fassade auf die ländliche Kierlinger Hauptstraße.

In diesem Haus starb Franz Kafka.

Was ich insgeheim erhofft habe, ist wirklich wahr geworden. Wir leben den ganzen Sommer auf dem Laaerberg im Schatten der Zwetschkenbäume beim abendlichen Licht der Petroleumlampe und quengeliger Musik aus einem mickrigen Taschenradio. Abends lege ich es an mein Ohr wie seinerzeit das große Röhrenradio mit Radio Luxemburg, um in Ö1 Oper zu hören, und freue mich darüber, Donizettis (Bergamo!) mir noch unbekannte Maria Stuarda am Text zu erkennen. Wir legen uns zwei kleine Klappfahrräder zu. Mit dem einen radle ich am Morgen durch hübsche Nebenstraßen den Laaerberg hinunter zum neuen Büro. Der Rückweg am Abend bergauf ist etwas anstrengender, hält aber die Muskeln in Form. Die Räder benutzen wir an Wochenenden auch für ausgedehnte Ausflüge. Annamaria zaubert italienische Delikatessen vom Holzherd herunter und wir genießen die eigenen Zwetschken und Birnen, Stachelbeeren und Ribisel. Einmal im Frühjahr schreckt uns ein lautes Geraschel auf aus der Lektüre. Ich denke, da ist ein Adler in unseren Bäumen gelandet. Es ist aber nur eine Ente, die verzweifelt durch die offene Tür in die Hütte hinein flüchtet, verfolgt von fünf geilen Enterichen. Seither liebe ich Enten. Lebende zum Anschauen und gekaufte zum Essen. Der Lärm vom Kreisverkehr ist halb so schlimm, ist eigentlich nur in den Stoßzeiten aufdringlich. Da sind wir aber ohnehin meistens nicht da. Abends und an den Wochenenden ist es erstaunlich ruhig. Nur hie und da driftet so ein Idiot quiekend durch die Kurve. Car Jockey?

Kleingarten in Oberlaa

 

 

In dieser kleinen Hütte

In der Birnbäume Mitte

drin muss das Lachen sein,

das ich getan darein,

als der Rosenstock blühte.

 

Nun bist du nicht mehr mein.

Hab ich mit dir vergeben

Alles Lachen im Leben?

War dies nur mein Sein,

einzig ein Loch zu weben?

 

Es pfaucht im Winterwinde:

Was willst du hier? Verschwinde!

Der Wein ist ausgegoren,

der Brunnen zugefroren.

Was hab ich hier verloren…

 

Hinter der Hütte gibt es ein Plumpsklo. Katzenwäsche an der Wasserleitung mitten im Garten. Ein paarmal die Woche benutzen wir unser Bad in der Alserstraße. Im Winter genießen wir die Stadtwohnung ständig. Konzerte, Ö1 aus der Stereoanlage oder live irgendwo in der Stadt. Das wöchentliche Fußballmatch mit Muffi, meinem Black & White-Tormann, gelegentlich ein Liederabend, auch mit ihm. Muffi studiert Gesang, nachdem er sein Technikdiplom abgeschlossen hat. Dieses seines strengen Vaters Befehl folgend, jenes seiner Berufung. Das Fach Lied studiert er in der Klasse Erik Werba. Allein die Begleitung am Klavier durch Werba ist schon ein Erlebnis. Neben dem Klavier unser Torhüne mit dem wandlungsfähigen Bariton. Ein Liedernachmittag ist mir in besonderer Erinnerung. Werba mit Muffi und einer Sopranistin im Schlosstheater Laxenburg, das Italienische Liederbuch. Entzückend die Interaktion zwischen den beiden einander abwechselnden Stimmen. Kein Wunder, dass Muffi sich später der Oper widmen und als Peter Weber eine sehr ansprechende Karriere erfahren wird, international und an der Staatsoper Wien. Als Figaro-Graf der Christa Ludwig (Gräfin) aufs Popscherl klopfen dürfen, nein müssen, das hat schon was, erzählt er einmal.

Solange es nicht stark regnet oder Schnee liegt, fahre ich mit dem Klapprad durch halb Wien nach Oberlaa. Ich habe dazu eine Route fast nur durch Nebenstraßen ausgeklügelt und brauche eine gute halbe Stunde. Eine Dusche würde gut tun nach dem Eintreffen. So weit aber geht die soziale Ader des Architekten nicht. Bad ist nicht eingeplant. Also stinke ich mich durch bis zum Abend, bis zum Heimparcours. Ist das Wetter gar zu schlecht zum Radeln, nehme ich die Bim. Professioneller Schwarzfahrer bin ich nicht, aber in morgendlicher Verschlafenheit vergesse ich ein paarmal, dass dazu ein Ticket erforderlich ist. Einmal erwache ich durch die unsanfte Aufforderung eines Kontrollors, die Fahrkarte, bitte. Jetzt ist's passiert, denke ich, und krame in allen Taschen, zu suchen, was nicht vorhanden ist. Der Kontrollor rührt sich nicht von meiner Seite. Es dauert eine ganze Weile. Meine Verlegenheit wächst mit jeder Sekunde. Schon sehe ich mich die empfindliche Strafe zahlen unter den schadenfrohen Blicken der anderen Fahrgäste. Da hält die Bahn am Reumannplatz. Ohne ein Wort zu verlieren, steigt der Kontrollor aus. Vielleicht hat er Dienstschluss und möchte keine Überzeit machen. Ich weiß es nicht.

Habe ich mich beim Radfahren erkältet oder beim Fußball? Wer weiß. So oder so, ich liege leicht fiebrig in unserem Bett in der Alserstraße. Höre die Geräusche vom Kaffeeplausch nebenan im Speisezimmer. Annamaria hat ihre Freundinnen eingeladen, Darma und Francesca. Ich verstehe einzelne Wörter und höre Lachen. Worum es geht, keine Ahnung. Darma und Francesca sind seinerzeit bei der schicksalhaften Party in der Neulerchenfelderstraße zu Gast gewesen. Die aus Triest stammende Darma Prezzi hat die Laufbahn einer Sängerin eingeschlagen und Engagements in Italien und in der Schweiz gehabt. Oper und Operette. Aus Gründen, die ich nicht kenne, hat sie diesen Weg aber nicht fortgesetzt, ist schließlich beim italienischen Außenhandelsinstitut in Wien gelandet. Mit Annamaria besuche ich sie oft in ihrer Wohnung in der Taborstraße im Hintertrakt eines Gründerzeithauses. Sie wohnt umgeben von Triester Stil 1900. Ich erinnere mich an einen schönen Flügel. Wahrscheinlich durch ihre Operettentätigkeit dürfte sie befreundet sein mit Harald Serafin. Anfangs seiner Karriere ist auch er in der Schweiz gewesen. Ihn habe ich aber bei Darma nie gesehen, nur später im Fernsehen, als er schon Mr. Wunderbar war.

Wieso Francesca nach Wien gekommen ist, kann ich nicht sagen. Sie kommt aus Ferlach. Eine Kärntnerin. Sie ist zart, fesch gekleidet. Eine außerordentlich reizvolle, hübsche junge Frau. Viel später, als ich selber Kärntner sein werde, werde ich ihre Züge in vielen Kärntner Frauen wiedererkennen. Die Tür zum Esszimmer öffnet sich. Die drei Damen kommen zu mir, Darma und Francesca, um sich zu verabschieden. Darma fällt noch etwas ein, was sie mit Annamaria besprechen muss. Sie gehen wieder hinüber in den Wohnraum. Francesca nähert sich meinem Bett. Ich richte mich etwas auf. Francesca beugt sich zu mir. Ihre Abschiedsworte sind das Säuseln eines Schirokkos. Wie es zwischen uns üblich ist, küsst sie mich auf die Wange. Sie hat keine Sorge, von mir die Erkältung aufzuschnappen. Francescas Haar streichelt meine Schläfe. Ein betörender Duft strömt betäubend auf mich ein. Ohne es bewusst zu wollen, gleiten meine Lippen die kurze Strecke hinüber zu Francescas Mundwinkel. Weiter zu ihren Lippen ist schon nicht mehr zu vermeiden. Die erwartete Ohrfeige bleibt aus. Nein, Francesca küsst zurück. Es ist ein Kuss, den ich bis heute nicht vergessen habe. So zart, so behutsam, so effervescente. "Rainer, Rainer". Francesca flüstert es bebend an mein Ohr. Wir küssen einander neuerlich. Keine Absicht liegt diesen Küssen zugrunde, schon gar nicht eine böse, keine Gier, kein unredliches Verlangen, kein Wunsch nach mehr. Wir sind von Sinnen in diesem Augenblick und wir sind es beide. Aus einem Augenwinkel sehe ich Annamaria mit entsetzter Miene in der Tür stehen. Sie schlägt die Hände vors Gesicht und wendet sich ab.

Welche Katastrophen ein so kurzer Kontrollverlust verursachen kann. Dauerhaft zerstört Annamarias Freundschaft mit Francesca. Dauerhaft zerstört meine Bekanntschaft mit Francesca. Dauerhaft beschädigt meine Bekanntschaft mit Darma. Zutiefst erschüttert Annamarias Vertrauen in mich.

Es ist wohl die erste grobe Enttäuschung, die ich Annamaria bereitet habe. Ich werde mich lange bemühen müssen, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Obwohl alle Äußerlichkeiten mit der Zeit sich normalisieren, weiß ich im Grunde bis heute nicht, ob es mir restlos gelungen ist. Francesca werde ich nie wiedersehen. Ich versuche es auch nicht, bis in weiter Ferne meine Ehe todkrank ist. Francesca wird verschwunden bleiben. Ihr Kuss aber wird nie entschwinden von meinen Lippen. Ich habe nie aufgehört ihn zu fühlen.

Das Leben im Raumschiff, geparkt auf der grünen Wiese in Oberlaa, ist ganz anders als überm Brunnenmarkt. Die meisten Mitarbeiter haben trotz mächtigen Schimpfens die Übersiedlung mitgemacht. Im Großraum zu arbeiten bedeutet für uns eine riesige Änderung. Die Distanz zum unmittelbaren Tischnachbarn wird größer, doch gleichzeitig verringert sich die Entfernung zu allen anderen Mitarbeitern, die man früher vielleicht nur zweimal die Woche kurz in der Früh oder abends beim Weggehen getroffen hat. Ein ständiger Geräuschpegel liegt in der Luft. Wo es gelegentlich lauter wird, ist es unmöglich nicht hinzuhören. Ploners 'Wer sind Sie und was wollen Sie', jetzt erst mache ich so richtig Bekanntschaft damit. Irgendwo ist es immer laut. Die versprochenen Paravents und Zimmerpflanzen haben wir bekommen und daraus eine Landschaft gebaut, möglichst unübersichtlich und mit möglichst unzugänglichen Höhlen. Ganz weit weg von mir, diametral auf der anderen Seite der Solaris, dort wo man über eine breite Treppe aus dem Untergeschoß heraufsteigt, sind Frau Ester und die beiden Kolleginnen vom Archiv dem Angriff der Besucher ausgesetzt. Letztere natürlich auch den Angriffen von Frau Ester. Eine lange weiße Theke, in der ein Teil der offenen Akten untergebracht ist, bietet beiden Parteien ein wenig Schutz. In unmittelbarer Nähe sind drei Besprechungszonen für Gespräche mit Kunden und Anwälten, separiert durch Paravents. Auch noch sehr weit von mir entfernt haben Maat und Obermaat ihre Plätze, Herr Skat, Leiter der Schadenabteilung und Herr Czipes, der Büroleiter. Anschließend nimmt das Höhlensystem seinen Anfang und windet sich bis zu uns nach hinten auf die andere Gebäudeseite. Gegen das Ende zu, das ist dann schon Richtung Westen hinaus, liegt die Höhle von Vogt und mir. Dahinter kommt nur noch die des Rechtsschutzkollegen Peterl sowie der Sparte Elementar, Henndorf und Junkes. Zwei Paravents grenzen ihren Bereich ab gegen die Pausenzone. Es liegt auf der Hand, dass gerade in diesem Bereich das Fehlen akustischer Vertraulichkeit besonders ins Gewicht fällt, denn die beiden sind Betriebsräte. Der Kaffeeautomat im Pausenraum ist zumeist stark umlagert. Ein Plastikbecher Kaffee kostet, glaube ich, einen Schilling. Die Maschine mixt je nach Wunsch Zucker oder Milchpulver dazu. Letztlich gar nicht schlecht, dieser Kaffee, finde ich. Sogar das Milchpulver mag ich, obwohl es Viele für krebserregend halten. Wenn Viele über den Kaffee auch ausgiebig schimpfen, die Verkaufszahlen geben den Kritikern Unrecht. Und fällt der Automat einmal aus, fehlt nicht viel zum Aufruhr. Die Maschine muss befüllt und gewartet werden. Anfangs übernimmt das Junkes. Er ist damit mehrmals täglich eine Zeitlang beschäftigt. Schließlich wird es ihm zu lästig, zusätzlich ein paarmal im Tag gerufen zu werden, weil der Automat irgendeine Panne hat. Der Job wird auf mehrere Kollegen aufgeteilt. Jobrotation ist angesagt. Wer Dienst hat, darf sich mit seinem Schlüssel den Kaffee gratis runterdrücken. Ob er dabei noch jemanden einlädt, wird nicht so genau geprüft. Wie früher versprochen wird auch nicht überprüft, wer wann wie lange Pause macht. Das muss in die Zeiterfassung nicht eingegeben werden. Manche kauern, subjektiv gesehen, den ganzen Tag in den tiefen, weichen Polstermöbeln. Ich bevorzuge es, obwohl offiziell nicht erwünscht, meinen Kaffee zum Arbeitsplatz mitzunehmen. Die meisten Smalltalks im Pausenraum interessieren mich wenig. Die Akten auf meinem Tisch finde ich viel spannender. Sogar rauchen darf ich an meinem Schreibtisch. Es gibt im ganzen Haus kein Rauchverbot. Zurzeit bin ich bei ein paar Zigaretten im Tag. Es wird aber noch dazu kommen, dass ich auf Zigarillos und Zigarren umsteige. Anfangs weil ich denke, ich werde den Rauch von den dicken Brummern nicht inhalieren, was nur gesünder sein kann als der Zigarettenrauch in der Lunge. Das wird sich aber bald ändern und ich habe wieder Rauch in der Lunge, nur eben schädlicheren. Trotzdem bleibe ich bei den Zigarren. Die Mitarbeiter schimpfen über meine Rücksichtslosigkeit. Ich aber halte daran fest. Mein kleiner Protest gegen den Großraum. Das Rauchen ist interessant im Zusammenhang mit der Klimaanlage. Die Luft wird temperiert, angeblich auch gefiltert, und umgewälzt, nur ein kleiner Teil Frischluft kommt hinzu. Uns Raucher stört es wenig. Die Nichtraucher werden noch als seltsame Spezies betrachtet. Henndorf raucht nicht, aber Junkes. Sie haben einen Luftbefeuchter dort stehen. Vielleicht weil ich noch jung bin, fällt mir keine direkte Zugluft auf. Doch viele Mitarbeiter klagen darüber und werden häufig krank. An den Luftauslässen an der Decke kann man die Richtung des Luftstroms verstellen. Das Tüfteln daran nimmt kein Ende. Mit der Raumtemperatur ist das so eine Sache. Grundsätzlich ist es relativ kühl. Aber wenn die Sonne scheint, ist es in der Nähe der Glasfassade trotz der Lamellenjalousien an der Innenseite der Scheiben sehr heiß. Dagegen kann man sich nur helfen, indem man entsprechend leicht gekleidet ist. Andererseits ist es aber in dieser Zeit durchaus noch außergewöhnlich, wenn einer wie ich im Ruderleiberl arbeitet. 

Der Verlust der 'Filiale' muss irgendwie kompensiert werden. Nach und nach bürgert es sich ein, dass einer der leeren Tische zum Fresstisch umfunktioniert wird. Das bedeutet, dass bei jedem auch noch so geringen Anlass ein paar Köstlichkeiten aufgetischt werden wie zum Beispiel gebratene Stelzen mit dem ganzen ungesunden Fett unter der knusprigen Kruste, erstanden im Supermarkt und sorgfältig in Warmhaltefolie eingepackt ins Raumschiff verfrachtet. Da sie möglichst noch warm verzehrt werden müssen, eilen die Schädlinge rasch herbei und stürzen sich über die Delikatesse. In solchen Momenten müssen allfällige Kunden vor dem leeren Empfangspult stehen und anhören wie in einiger Entfernung Bemerkungen über die Qualität der Stelzen ausgetauscht werden, verbal ebenso wie in Form von oft primitiven Fressgeräuschen, dazu das Ploppen von den Stoppeln der Weinflaschen oder das Anstoßen mit den Bierflaschen. Was wären die fetten Schweinebeine ohne Begleitung von ausreichend Alkohol. Der wiederum hebt nochmals die Stimmung auf diesem spontanen Fest. Jeder kennt die immer lauter werdende Unterhaltung bei guter Speis und gutem Trank. Witzigen Bemerkungen folgen laute Lachsalven. Weniger angesteckt davon werden wartende Kunden, die mit Problemen gekommen sind, die für sie nicht lustig sind. Währenddessen verläuft auch das hartnäckigste Läuten der Telefone unerhört im Sand. Besser so, denn Ploners ‚Wer sind Sie und was wollen Sie‘ würde in solch einem Augenblick noch viel unwirscher rüberkommen, den weiteren Verlauf des Gesprächs wage ich mir gar nicht auszumalen. Manchmal frage ich mich, wieso die Maate nicht entscheidend einschreiten. Höchstens dass hie und da der Büroleiter vorbeirauscht und ein "Meine Herren, bitte etwas leiser!" stehen lässt. Fürchtet man, drastischere Gegenmaßnahmen könnten die durch die Freuden des Großraums angespannte Stimmung der Belegschaft explodieren lassen? Anfänglich hat es solche Feten eher selten gegeben, wenn einer Geburtstag gehabt hat oder dergleichen. Mit der Zeit hat der Erfolg den Abstand zwischen den Fressorgien immer weiter verkürzt, auch weil inzwischen die Außendienstmitarbeiter und dann sogar die externen Sachverständigen und die Anwälte dahintergekommen sind, dass zwei heiße Stelzen das Verhandlungsklima ziemlich günstig beeinflussen können. Jetzt gehören die Stelzenfeten schon fast zum Alltag. Kaum zu glauben, dass die meisten Mitarbeiter trotzdem beim Mittagessen im Obergeschoß erscheinen. Sie haben Essenbons für einen Monat gekauft, die sehr günstig sind. Am späten Vormittag kommt der Transporter aus der Zentralküche. Er bringt die Gebinde mit dem vorgekochten Essen und Frau Putzi. Sie ist eine kleine, aber sehr resolute Burgenländerin in Küchenkleidung. Sie hat an der Zubereitung des Essens in der Zentralküche mitgewirkt. Jetzt richtet sie es zur Ausgabe aus der Wärmeküche her. Mit der Zeit kennt sie genau die Vorlieben und Abneigungen der Mitarbeiter und welche Menge für wen richtig ist. Die Meinungen über das Essen sind geteilt. Ich selbst finde die meisten Gerichte sehr gut. Eine Suppe steht immer am Anfang. Fleisch- und Fischrationen in vernünftigen Maßen, immer gibt es reichlich Beilagen. Frau Putzi meint es immer gut mit mir. Ein kleiner Nachtisch rundet die Mahlzeit ab. Dem Speiseplan für die ganze Woche kann man auch den Nährwert der einzelnen Gerichte entnehmen, seit er in Joule angegeben ist, kennt sich keiner mehr aus. In diesen Tagen ist mein Appetit noch sehr groß, ohne dass ich dadurch bemerkenswert zunähme. An den Stelzenorgien beteilige ich mich durchaus, aber mit Zurückhaltung. Mein Fußball und Tennis halten mich in Form. Gesprächsthemen sind Fußball oder Rennergebnisse unserer Schistars. Manchmal läuft ein Radio mit der Übertragung einer Abfahrt oder eines Slaloms. Die Begeisterung ist riesig, wenn Schranz und Hinterseer gewinnen, Annemarie Pröll gewinnt sowieso immer.

Eine andere Unsitte hat sich mit der Zeit eingeschlichen. Kann sein, dass es zuerst versehentlich einem von uns passiert ist, einen lauten Pfurz zu lassen. Ich vermute, das muss Henndorf gewesen sein. Als es sich aber wenig später wiederholte, antwortete einer auf gleiche Weise, wahrscheinlich Junke. Es dauerte nicht lang und ein Dritter fiel ein. Natürlich erkannte ich rasch die soziale Komponente dieses Verhaltens und beteiligte mich nach Möglichkeit kraftvoll an dem Diskurs. War er doch im Grunde Protest gegen den verhassten Großraum. Wie könnte man dessen Ablehnung treffender ausdrücken, ja genau, ausdrücken. Es kann jetzt jederzeit passieren, dass eines dieser Blaskonzerte anhebt, so aus dem Nichts heraus, unvermittelt wie ein Frosch- oder Heuschreckenkonzert.

Dass auf jedem Tisch ein Telefon steht, ist auf den ersten Blick recht praktisch. In Wirklichkeit ist es eine zusätzliche Belastung für Kunden und Mitarbeiter. Die Telefonanlage ist noch nicht digital. Sie kann noch recht wenig, genauso wie die Tischapparate. Das sind einfache Anschlüsse ans analoge Leitungsnetz. Das heißt, niemand kann seinen Apparat auf Besetzt oder Abwesend schalten. Die einzige Möglichkeit dazu besteht darin, den Hörer neben der Gabel liegen zu lassen. Dann hört aber jeder Anrufer dieser Nebenstelle alles mit, was in unmittelbarer Nähe akustisch vor sich geht. Fresstischhörbilder beispielsweise, oder Froschkonzerte. In der Regel läuten die unbesetzten Telefone einfach endlos ins Leere. Was für die anwesenden Mitarbeiter, die möglicherweise gerade selber telefonieren, eine Nervenkrebs fördernde Herausforderung ist, mag der erzürnte Anrufer für eine ausgefuchste Hinhaltetaktik halten, einzig abgezielt auf seine Resignation. Der Firmenleitung muss dieser Missstand ein Dorn im Auge sein. Die Maate haben einige Maßnahmen zur Abhilfe angeordnet. Jeder Mitarbeiter hat jedes Telefon abzunehmen, wenn er nicht gerade selber spricht, und zwar bevor es viermal geklingelt hat. Das hat dazu geführt, dass jeder, in dessen Reichweite ein verwaister Apparat zu klingeln beginnt, rasch seinen eigenen Hörer abnimmt und ein fingiertes oder auch wirkliches Gespräch beginnt. Das fremde Telefon klingelt viermal, siebenmal, zehnmal, doch niemand nimmt das Gespräch an. Der Obermaat galoppiert herbei mit zorngerötetem Gesicht, sieht alle Mitarbeiter in lebhafte Telefonate verwickelt und nimmt den wartenden Anruf selber entgegen. Für den Obermaat, Büroleiter Csipes, haben wir aber noch viel teuflischere Qualen parat auf diesem Raumschiff. Csipes ist um die Fünfzig. Nichts an ihm ist auffällig, außer dass er äußerst beflissen ist in Geschichte, Kunstgeschichte und Kultur. Er ist aus Wiener Neustadt. Den dortigen wunderschönen Dom kennt er wie seine Westentasche. Mir scheint, er hat eine Laienfunktion in der Kirche. Vielleicht hat er damals in meinem Vorstellungsgespräch an mir entfernt ähnliche musische Interessen gespürt. Also sicher nichts Religiöses, aber vielleicht Musik und Literatur. Vielleicht hat er deshalb meine wüste Vergangenheit außer Acht gelassen und mich trotzdem aufgenommen. Ein Fehler. Meine Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Unbestechlichkeit hat er bekommen. Meine Treue nicht. Csipes gehört zu denen da oben auf der Brücke, ich zur Mannschaft im Rumpf. Obwohl, ich missbillige vieles an dieser Mannschaft und das lasse ich sie unerschrocken spüren. Für sie bin ich ein Außenseiter, ein Clown, ein Till Eulenspiegel, aber kein Karrierist. Keiner von denen, die sich die ganze Zeit unweit der Brücke herumtreiben, um den Maaten gefällig zu sein. Vor mir müssen sich die Kumpel nicht in Acht nehmen. Ich weiß, wo ich hingehöre. Csipes also hat seine jungen Jahre an der Front verbringen müssen. In Russland gefangen genommen, war die Wahrscheinlichkeit groß, Heimat und Familie erst nach vielen Jahren wiederzusehen oder gar nicht mehr. Seltsam, von Wiener Neustadt abgereist, nach Wiener Neustadt heimgekehrt. Der erste Heimkehrerzug aus der Sowjetunion mit Österreichern kam an in Wiener Neustadt. Es war nicht dasselbe Wiener Neustadt, von dem er ausgezogen war. Diese für das Deutsche Reich wichtige Industriestadt gehörte zu den am schwersten getroffenen in diesem scheußlichen Krieg. Von 4178 Objekten waren ganze 18 unbeschädigt. 900 Menschen starben bei Bombenangriffen, dazu 480 Kampfflugzeugbesatzungen.

Wie lang seine Gefangenschaft gedauert hat, kann ich nicht sagen. Man kann aber annehmen, dass das Anhören der sowjetischen Hymne Csipes mit bitterer Abneigung erfüllt. Eines Tages kommt Ploner auf die glänzende Idee, die Internationale zu pfeifen. Er tut es jedenfalls mit vollen Lippen und laut. Weil es so schön war, setze ich das Pfeifkonzert in Rot fort. Genau. Mit der sowjetischen Hymne. Ein Kommunist bin ich nie gewesen. Durch Tino habe ich grundsätzlich Sympathie für die Sozialdemokratie. Die endet aber spätestens dort, wo es um Machtpolitik geht. Mit dem Pfeifen der sowjetischen Hymne will ich also keineswegs meine politische Einstellung ausdrücken. Eher ist es eine meiner Provokationen. Außerdem, ich halte dieses Musikstück für eine gut gelungene Komposition, im Gegensatz zu vielen anderen Hymnen. Beenden kann ich die Darbietung nicht, denn zu meinem Erstaunen kommt Obermaat Csipes im Laufschritt herangesaust. "Aus! Aus! Aus!" Leidend presst er Zischlaute hervor, "Scht! Scht!" Er sagt nichts weiter, wendet auf dem Absatz und entfernt sich rasch in Richtung seines Arbeitsplatzes. Ich kenne eine ganze Reihe von Hymnen. In der Folge, wenn es zu ruhig wird im Großraum, pfeife ich diese oder jene, trotz der Missfallensäußerung des Obermaats hin und wieder auch die sowjetische.

Die Besprechungen mit den Kunden und Anwälten finden jetzt in der Besprechungszone statt. Nach der Anmeldung bittet man den Kunden oder Anwalt, dort Platz zu nehmen. Es kann dann schon ein Weilchen dauern, bis wir die Akte haben, rasch noch einen Bissen vom Fresstisch mit einem Schluck hinunterspülen und zu dem Besucher stoßen. Doktor Berger ist einer, der jede zweite Woche erscheint. Er muss Mitte fünfzig sein, ein fleckiger grauer Anzug schlabbert um seinen gut gefüllten Körper. Er gehört zu denen, wo man sich fragt, warum sie persönlich kommen. Es sind immer sehr unkomplizierte Fälle einfacher Leute, die man ebenso gut per Post oder telefonisch erledigen könnte. Burger aber gefällt es bei uns. Ohne Widerrede setzt er sich geduldig in die Koje. Es dauert keine drei Minuten und – er schläft. Ein paarmal lassen wir ihn schlafen, bis er von selbst wieder erwacht. Dazwischen liegen oft mehrere Stunden. Er hat dann keine Zeit mehr für die Besprechung. Nimmt seine verwitterte Aktenmappe und ist dahin. Einmal finden wir ein paar Unterlagen auf dem Tisch in der Besprechungszone. Wir sehen sie durch, um festzustellen, wem sie gehören. Es ist ein Brief an Berger. 


Lieber Herr Doktor Berger!


Freut mich sehr, daß Sie sich für meine Tochter einsetzen werden. Freut mich auch sehr, daß sie so rasch einen Vorschuß kriegt. Sie hat sich sehr gefreut darüber. Lieber Herr Doktor Berger Sie schrieben meiner Tochter Silvia das erste mal wieder in die Schule geht. Einstweilen noch nicht sie geht schon das letzte Jahr. Und im Polytechnischen Lehrgang lernt sie so nicht mehr viel. Lieber Herr Doktor Berger ich weiß nicht wie Sie aussehen ich stelle Sie mir groß und schlank vor? Mit einem guten Aussehen und bei den Frauen sehr gefragt!!!! Wie alt Sie sind weiß ich auch nicht. Aber bei den Männern spielt das Alter keine Rolle. Lieber Herr Doktor Berger hoffentlich sind Sie nicht böse über mein Schreiben? Lieber Herr Dr. Berger ich war noch nie in Wien. Wien ist eine schöne Stadt. Am Land hat man nicht viele Gelegenheiten zum Ausgehen. Wien wird ja für eine romantische Stadt gehalten. Ich war mit meinem Mann 15 Jahre verheiratet wir haben nichts von unserem Leben gehabt und jetzt ist es noch ärger für mich seit dem was ich alleine bin. Eine Frau kann alleine nirgends fortgehen und es liegt mir auch nicht. Ich lebe für meine fünf Kinder. Ich würde mich sehr freuen, wenn mich mal ein Mann ausführen würde. Bei Ihnen spielt Geld bestimmt keine Rolle??? Lieber Herr Doktor Berger bitte sind Sie nicht bös, daß ich so sehr romantisch geworden bin. Frauen wenn sie mal älter werden werden sie zum zweiten mal nochmals jung ich bin zwar noch nicht so alt ich bin 43 Jahre. Lieber Herr Doktor Berger nehmen Sie meine Zeilen zur Kenntnis ich freue mich schon auf Ihre Antwort hoffentlich bin ich enttäuscht darüber. Bitte Herr Doktor Berger wenn Sie zurückschreiben bitte mit der Hand ein paar Zeilen nicht mit der Schreibmaschine alles das wirkt so streng. Bitte verzeihen Sie die Schrift und die vielen Fehler die ich geschrieben habe.


Mit vielen herzlichen Grüßen


Er liebt mich von Herzen mit Schmerzen ein bißchen ein wenig gar nicht.



"Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter." Mit diesem Satz bombardieren uns die Maate von früh bis spät. Sie hoffen, damit die Akzeptanz der neuen Technologie herbeiführen zu können. Wir haben den Merksatz schon so satt, dass wir ihn selber bei jeder Gelegenheit laut wiederholen, vor allem als Antwort auf etwas völlig Unglaubwürdiges, dann mit dem Zusatz, "…und die Erde ist eine Scheibe." Es ist die Zeit, in der man beginnt, sich langsam vom Papier als Grundlage für die Dokumentation zu verabschieden. Der papierlose Akt ist schon irgendwo versucht worden. Bei uns wird er als Ziel propagiert. Freilich ist es noch zu früh, um papierlos arbeiten zu können. Dazu sind die Systeme noch nicht ausgereift genug. Um die Wege dahin zu ebnen, stehen in jeder Ausgabe der Mitarbeiterzeitung ausführliche Artikel über den papierlosen Akt. Und natürlich der Satz "Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter". 

Früher gab es Mitarbeiterinnen in der Hollerithabteilung, die anhand des ersten Dokuments über einen neuen Schadenfall, meistens eine Schadenanzeige, eine elektronische Akte anlegen mussten und dazu noch eine greifbare Akte in Papier. Das müssen wir jetzt selber machen über jenen Bildschirm, der für uns die wesentliche Erleichterung ist. Die Mitarbeiterinnen in der Hollerith wurden eingespart. So mancher macht es mit einiger Wut im Bauch. Und bei jedem Vorgang sagt er laut, "Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter." So erhebt sich alle paar Minuten in irgendeiner Ecke des Großraums ein Chor, pianissimo anfangs, wie der Gefangenenchor aus Nabucco, "Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter", mit einer Menge Dacapos, gesteigert bis zum Fortissimo.

Bei der Anlage eines neuen Schadenfalls sind alle wesentlichen Polizzendaten auf dem Bildschirm ersichtlich. Was genau versichert ist, ob der Versicherte brav die Prämien bezahlt hat, welche Schäden er bisher gehabt und wieviel dafür aufgewendet wurde, und so fort. Alles das sah man früher auf einem Blatt Papier. Das Blatt Papier gibt es immer noch. Muss es geben, denn man hat ja den Bildschirm nicht ständig vor sich. Noch gibt es auf den Schreibtischen keine. Mehrere Mitarbeiter teilen sich einen, der auf einem separaten Gemeinschaftstisch steht und dort die Stelzen empfindlich stört. Bei der Aktenanlage gibt der Sachbearbeiter erstmals eine grobe Schätzung ab über den Betrag, den der Schaden voraussichtlich kosten wird. Die Daten werden augenblicklich zentral verarbeitet. Somit kann die Direktion auf Knopfdruck feststellen, welcher Schadenaufwand bereichsweise oder insgesamt zu erwarten ist. Man muss zugeben, das ist ein wirklich großer Fortschritt. Für die Manager. Für den Mitarbeiter bleibt es eine wesentliche Erleichterung. Die Aufwandsreserve stellt eine wichtige Grundlage bei der Feststellung der Steuerpflicht dar. Der Aufwand schmälert den Gewinn und damit die Steuerpflicht. Über den Schadenaufwand kann man trefflich an der Steuerschraube drehen. Was man zweifellos gern tut. Damit die Einschätzung des Schadenaufwands möglichst realistisch wird, ist es notwendig, im einzelnen Schadenfall jede notwendige Änderung elektronisch zu erfassen, so wie überhaupt jede Änderung des Datenbestandes, der darauf Einfluss hat. Früher hat man einmal jährlich sämtliche offenen Akte Stück für Stück überprüfen müssen, inwieweit der bis dahin ihm zugeordnete Aufwand sich etwa geändert hat. Diese Prozedur wird jetzt stark eingeschränkt. Eigentlich müssten ja die ständig aktualisierten Zahlen ein zutreffendes Bild ergeben. Das mit der Steuerschraube funktioniert aber so, dass die Direktion uns bekanntgibt, welche Aufwandzahlen sie sich erwartet. Das ist kaum jemals die Summe unserer Einschätzungen. Also müssen wir viele Akte daraufhin untersuchen, ob sich nicht eine Verminderung oder Erhöhung der Schätzung, je nach Gesamtvorgabe, vertreten lässt. Viele, aber nicht alle. Eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter.

In der Praxis gibt es allerdings Mitarbeiter, die sich zu helfen wissen. Sie geben in die Datenverarbeitung nur das absolut Notwendigste ein, um eine gültige Transaktion zu erhalten. Mit diesen Daten kann man einen Schadenfall nicht wirklich abbilden. Das macht aber nichts. Die Papierakte ist bisher sowieso nicht ersetzbar. Die elektronische Datenverarbeitung wird damit völlig sinnlos, aber der Mehraufwand, äääh die Erleichterung, hält sich in Grenzen.

 Ich muss jetzt zugeben, als Freak sinnvoller Fortschrittsmaßnahmen bin ich für die elektronische Datenverarbeitung, im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen, sehr aufgeschlossen, selbst in jenem Entwicklungsstadium, das man heute als vorsintflutlich bezeichnen würde. Ich erkenne, welche Möglichkeiten in der neuen Technik liegen. Wenn sie mir auch keine persönliche Erleichterung bringt, ich investiere gern mehr persönlichen Arbeitsaufwand in eine Sache, die ich für zukunftsweisend halte. Ein Beispiel: Die Bildschirmmaske umfasst auch Raum für spezielle Notizen des Bearbeiters. Leider handelt es sich um nur eineinhalb Monitorzeilen für etwa achtzig Zeichen. Auf so wenig Platz kann man Notizen nicht in dem Ausmaß speichern, dass sie eine aktenfreie Teilbearbeitung der Sache erlauben würden, beispielsweise eine kurze telefonische Auskunft, ohne die Papierakte ausheben zu müssen. Mit der Zeit habe ich mein persönliches System von Kürzeln entwickelt, die mir genau das ermöglichen. Kein Mensch außer mir versteht meine Abkürzungen. Das heißt, in meiner Abwesenheit muss mein Vertreter bei einer Anfrage die Papierakte ausheben. Müsste er aber sowieso, auch wenn im Feld für Notizen nicht abgekürzte, demzufolge aber auch unzureichende Anmerkungen stünden. Mir selbst gelingt es aber immer öfter, in Kenntnis meiner eigenen Abkürzungen, Anfragen zu beantworten, ohne die Akte zu holen. Seltsamerweise hat sich meine Aktivität in Richtung Konzernziel papierlose Bearbeitung nicht zu meinen Gunsten ausgewirkt. Ganz im Gegenteil. Meine Kollegen ärgern sich über die für sie unverständlichen Kürzel. Für sie bin ich ein Nerd. Meine Maate aber sehen in meinem System einen Protest gegen die Bildschirmarbeit.

Das mag daran liegen, dass ich zwar kein Nerd bin, aber ein Kabarettist. Als solcher bilden für mich natürlich lächerliche Parolen wie "Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter" ergiebigen Nährboden für allerlei Scherze. Beispiel: An einem Faschingdienstag ist Verkleidung angesagt. Ich grapsche mir ein Kleid von Annamaria, so ein kleines Schwarzes, ärmellos, mit tiefem Ausschnitt. Dazu eine ebenso tiefschwarze Perücke mit langem, lockigem Haar. Zuvor habe ich eine Gemüseschachtel zugeschnitten. Ich kann jetzt von unten den Kopf hineinstecken und schaue durch den ovalen Ausschnitt aus dem ‚Bildschirm‘. Echt 3D. Nun benötige ich noch eine Unterlage für die Akte und den Kaffeebecher. Dazu dient eine alte Möbelplatte aus Ploners früherem Wohnzimmer, die ich mir mit einem Spagat um den Hals hänge und vor dem Bauch trage.


Ein wesentliches Detail fehlt noch, der Bildstift. Ein solcher hängt an jedem Bildschirm, verbunden mit einem Kabel. Er ist der Vorgänger der ’Maus’. Man drückt die Spitze des Lichtstifts an der gewünschten Stelle gegen die Glasscheibe des Bildschirms. Es entsteht ein schwaches Lichtsignal, das den abgebildeten Text beeinflusst. Den heutigen Lichtstift habe ich in meiner Werkstatt aus einem Stück Brennholz gefeilt. Er hängt auch an einem elektrischen Kabel, doch ist er nicht so dünn wie der echte. Mein Lichtstift ist vielleicht etwas zu lang, aber er hat einen gesunden Durchmesser und liegt angenehm in der Hand. An die Spitze habe ich eine Eichel geschnitzt, was mir nach ein paarmal vergleichen mit mir selbst, recht gut gelungen ist. Mit dem Hintern wackelnd im Takt der Rhythmen aus der Stereoanlage bewege ich mich durch den Großraum, immer wieder den ‘Lichtstift’ zur nicht vorhandenen Monitorscheibe führend, also an meine Lippen. Ploner schaut mich an, wie der Ochs das Scheunentor. Ausgezeichnet. Er erkennt mich nicht. Nur an der Stimme, wenn ich meinen Text aufsage, erraten, "Der Bildschirm ist eine wesentliche Erleichterung für den Mitarbeiter".

Damit ist der Spaß noch nicht zu Ende. Ich habe Broschüren vorbereitet, die ich an die anderen Faschingsnarren austeile. Hier der Inhalt:

 Bildschirm

Modell Erleichterung

Gebrauchsanleitung


1                           Anstelle der bisherigen Tastatur, welche mit ihren vielen Knopferln manchen SB (Sachbearbeiter)

1  1                      in Verunsicherung

1  2                      in Verwirrung

1  3                      in Verzweiflung gestürzt und somit

1  4                      überfordert hat, sind

 

2                           ab sofort nur noch zwei Knopferln zu betätigen.

2  1                      Mit dem linken Knopferl wählt man zwischen

2  1  1                 alphabetisch (Buchstaben) – 1mal drücken – und

2  1  2                 numerisch (Ziffern) – 2mal drücken

2  2                      Durch Drücken auf das rechte Knopferl kommen die gewünschten

2  2  1                 Buchstaben oder

2  2  2                 Ziffern zustande.

3                            Beispiel: Sie wollen eine Schadennummer eingeben: NN 80/2345678/9001

3  1                      Sie drücken einmal links (Buchstaben)

3  2                      vierzehnmal rechts (N=14. Buchstabe im Alphabet)

3  3                      vierzehnmal rechts

3  4                      zweimal links (Ziffern)

3  5                      achtzigmal rechts – kurze Pause (Sie werden sie brauchen)

3  6                      zweimillionendreihundertfünfundvierzigtausendsechsundertachtundsiebzigmal rechts, kurze Pause (ca. 10 sec.)

3  7                      schließlich neuntausendundeinmal rechts

4  1                      Sie sollten trachten, die Schadennummer an einem Werktag zustandezubringen, da Sie am nächsten Tag von vorn beginnen                                    müssten

4  2                      Während des heurigen Jahres hat der SB (Sachbearbeiter) noch Zeit zum Einarbeiten, denn er braucht im letzten Teil der                                         Schadennummer nur  etwa fünftausendmal drücken.

4  3                      Während der Eingabe soll der SB nicht mehr als zwei Telefonate gleichzeitig führen, sonst besteht die Gefahr, dass er sich                                        nicht sicher ist, ob er bereits zweimillionendreihundertfünfundvierzigtausendsechshundertzweiundzwanzigmal oder erst                                      zweimillionendreihundertfünfundvierzigtausendsechshundertzeinundzwanzigmal gedrückt hat.

4  4                      Wir weisen darauf hin, dass es derzeit noch einige Polizzennummern gibt, die im Einmillionenbereich liegen (wesentliche                                          Erleichterung!)

4  5                      Es wird empfohlen, sich einen gewissen Rhythmus anzueignen und laut mitzuzählen.

5                           Lichtstift

5  1                      Die neuen Bildschirme sind wahlweise mit den alten Lichtstiften ausgestattet oder mit solchen in neuer, handlicher                                                     Ausführung.

5  1  1                Alte Lichtstifte verwenden wie bisher, aber weniger in der Nase bohren!

5  1  2                Neuer Lichtstift, beliebt besonders bei Damen, aber auch bei Herren mit warmen Händen. Liegt geschmeidig in der                                                       Führungshand, erotisierende Formgebung. Vielfache, polyglotte Anwendungsmöglichkeit: französisch, griechisch, aber auch                                 völlig herkömmlich – vaginal.

6                          Da die Stückzahlen ständig sinken, glauben wir mit der Anschaffung dieses IBM-Produkts dazu beigetragen zu haben, dass

6  1                     dem SB wieder mehr Gelegenheit zu produktiver Tätigkeit im Tagesablauf gegeben wird

6  2                     durch natürlichen Abgang von SB (Baumgartner Höhe, Gugging, Graues Haus, etc.) allen Irrationalisierungstendenzen                                               ausreichend Rechnung getragen wird.

 

Mag. Fasching, eh.


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