worin vorkommen: Kopenhagen, Helsinki, Prag, Ostberlin, Graz, Götzendorf, Pordenone, das Hotel Minerva, die Piazza XX Settembre, Aviano, Udine, Travemünde, Hamburg, München, der Chiemsee, Walserberg, Kuchl, die Tauern, Griffen, die Pack, Voitsberg, Turku, Franz Löschnak, sowie das Hotel Rantasipi, vielleicht benannt nach dem Strandvogel 'Flussüberläufer', nach meiner Ableitung vmöglicherweise nach dem Rantapissi ('Strandludler')
Die Auslastung dieser Maschine war sehr schwach. Die wenigen Passagiere saßen vereinzelt in der Kabine der langen DC9 auf diesem Flug von Kopenhagen nach Helsinki. Ich muss bis in die Zeiten der Autorückholungen zurückdenken, um auf einen Flug zu kommen, der ähnlich schwach besetzt gewesen ist. Das war von Prag nach Ostberlin. Das Wetter war stürmisch. Der Pilot forderte die wenigen Passagiere auf, nur den hintersten Teil der Kabine zu besetzen. Aus Gründen der Stabilität, hieß es. Es war eine Iljuschin der ČSA, vielleicht deshalb? Ist auch schon eine Weile her. Fünfzehn Jahre etwa. Die Lüfte waren auch diesmal recht lebhaft. Schon von Wien nach Kopenhagen mit der DC9 der AUA hatte es anständig gewackelt. Dem SAS-Kapitän dieses Anschlussfluges nach Helsinki war das offenbar egal. Jeder durfte sitzen, wo er wollte. Dafür wurde die Maschine vor dem Abflug gründlich mit Enteisungsflüssigkeit eingesprüht. Es war Ende März und kalt. Ich saß also allein in weitem Umkreis am Fenster. Außer dem blinkenden Positionslicht am Ende der Tragfläche war nichts zu sehen. Zwanzig Uhr vorbei. Nacht. Eineinhalb Stunden würde der Flug dauern. Ankommen würde man trotzdem erst um halb elf. Osteuropäische Zeit. Ich hätte mich bequem zurücklehnen können, saß aber nach links gebeugt, den Blick nicht abwendend von der Luke, durch die außer mir kein Mensch etwas Anderes als Schwarz gesehen hätte. Für mich aber hatte Giorgio ein Sonderprogramm vorbereitet.
Ich sehe mich den Freitagabend aus Graz kommend bei Annamaria in Götzendorf. Ihre schlechte Laune macht es mir leichter, mein Geständnis loszuwerden. Sie wird kreidebleich, sagt zu mir kein Wort. Sie ruft ihre Schwester an. Ein kürzeres Gespräch habe ich kaum jemals angehört. „Se ne va.“ Ich erkenne daran, dass Bianca auf diese Möglichkeit bereits vorbereitet ist. Zweifellos hat Bianca viele sorgenvolle Fragen. Annamaria geht nicht darauf ein, legt sofort wieder auf. Bianca ruft mehrmals zurück. Annamaria meldet sich nicht. Mechanisch und immer etwas zu energisch sind ihre Handgriffe im Haushalt und mit Mario. Sie erzählt ihm, was für ein Arschloch ich sei. Er versteht das nicht. Doch versteht er, dass etwas nicht stimmt. Das ganze Wochenende versuche ich, mit Annamaria ins Gespräch zu kommen. Keine Chance. Eine Woche später redet sie wieder, weil es dazu Notwendigkeiten gibt. Sie redet, aber widerwillig, sarkastisch und kalt. Tödlich getroffen. Zu Hass vergärender Schmerz. Sie tut mir unsagbar leid. Ich versuche, ihr im Hinblick auf Mario eine Lösung näherzubringen, ein Modell wie sie es mit ihrem Liebhaber gehandhabt hat. Wenn sie das jetzt in Erwägung zieht, was wird Soile dazu sagen, frage ich mich. Das Problem stellt sich nicht. „Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“ zischt sie mich an. „Imbecille irresponsabile!“ Sie sagt es leise, aber mit aller Schärfe. Ihre Augen blitzen aus dem schwarzen Flugzeugfenster.
Ich sehe mich meine Mutter anrufen aus Graz. Ich hätte etwas Wichtiges zu besprechen. Es ist für sie selbstverständlich, den nächsten Zug zu nehmen. Wir treffen uns auf dem Bahnhof in Graz. Im Café schütte ich mein Herz vor ihr aus. So gut es geht, schildere ich ihr Soile. Ihre Güte. Ihr herzliches Lachen. Ihre Liebe. Wie sie bereit ist, ihr wohlsituiertes Leben in Finnland aufzugeben, ihre beiden noch minderjährigen Töchter zurückzulassen, für ein ungewisses Leben mit mir. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich meine Mutter um Rat gefragt hätte. Ratschläge sind immer von mir an sie ergangen. Zum ersten Mal und ich glaube auch zum letzten Mal im ganzen Leben frage ich jetzt meine Mutter, was sie unter Berücksichtigung aller Umstände von einer Trennung hält. Im abgerundeten Rechteck der Luke sehe ich das ernste Gesicht meiner Mutter. Ihr innerliches mit sich Streiten lässt ihre Züge beben und zucken. Nach einer Weile schaut sie mir in die Augen. „Mach es.“
Wieder Liebe auf Entfernung. Briefe und, jetzt vermehrt, das Telefon. Soiles Nervengerüst ist desolat. Sie steht vor der eigentlich unlösbaren Aufgabe, ihrer Familie zu gestehen, was geschehen ist, was sie vorhat. Dazu die notwendige Weichenstellung zur beruflichen Veränderung. Sie hofft, von Dieter Pscheidl einen Job in Graz zu bekommen. Und wenn nicht? Die unangenehme Kündigung ihres Jobs. Eine Position hinwerfen, die niemand freiwillig aufgäbe. Was von all dem soll sie zuerst angehen? So gut ich kann, mache ich ihr Mut. Das gelingt, solange sie mich hört oder liest, aber sobald sie den Hörer, den Brief weglegt, ist sie mit ihrer Verzweiflung wieder ganz allein.
… Tarvasjoki, den 20.2.1989
Zurück zum Briefeschreiben also! Schrecklich wie weit man in wenigen Stunden ausgeschoben werden kann. Diese nachgeträumten Tage sind wieder ein Traum, ein erlebter Traum.
…
Ich habe jetzt unsere Personalabteilung angerufen. Sie sind sehr positiv eingestellt wenn jemand um einen Urlaub wegen Auslandsstudien oder Praxis bittet! Man soll nur rechtzeitig melden, so dass es möglich ist einen Stellvertreter abzulöhnen. Also das erste Problem eingelöst. Nun brauche ich nur die Anstellung. Den Brief an Dieter P. habe ich auch schon skizziert.
Tarvasjoki, 21.2.1989
Irgendwie ist das Gefühl komisch, hier zuhause sitzen und Dir schreiben zu können. Aber sehr schön. Heute geht es auch anders besser als gestern, ich fühle mich nicht mehr so fiebrig.
Ich war in der Stadt und der Brief an Dieter ist auf dem Weg. Keine größeren Erwartungen habe ich jedoch. Es wird auch interessant zu sehen sein, ob er sofort errät, warum ich plötzlich ins Ausland will.
Ich hoffe, dass Du es jetzt ganz sicher weisst, welches Leben Du leben willst. Eine Sache weiss ich jedoch ganz sicher: als so zufrieden, befriedigt habe ich mich nicht früher empfunden als unter dieser Woche mit Dir. Vor dieser Woche hast Du schon immer die richtigen Worte gehabt, und jetzt auch die richtigen Taten. Nichts hätte ich verändern wollen. Ja, doch eines, den Raub, aber damit gab es nichts zu tun. – Vielleicht sollten wir auch etwas mehr über die Zukunft geredet haben, aber da gab es auch so viele unbekannte Faktoren, dass es eigentlich nicht möglich war zu einer mehr bestimmten Lösung zu kommen.
Hier war ich, als Dein Anruf kam. Ich will alles nicht aufs neue trotzdem schreiben. Ich kann aber konstatieren, dass die Erwartungen momentan viel größer wurden! Du bist also schon ganz sicher und hast gewählt. Es freut mich enorm, weil im Fall Du anders entschieden hättest, weiss ich nicht was ich getan hätte.
So ein guter Manager Du bist, das wusste ich nicht vorher! Ich werde Dich belohnen so gut ich kann. Zuerst muss ich jedoch alle Kräfte sammeln die ich besitze um die Nachrichten an die Familie erzählen zu können. Meine Anstellung im Ausland werden sie gutheissen weil darüber schon vielmals geredet worden ist, die Trennung aber wird sicher ein Schock für alle sein, vielleicht jedoch nicht so unerwartet?
Deine Nachricht war so reizend, dass ich weiss nicht, wie ich hier ruhig warten kann, wie alles sich entwickeln wird. Was sollte ich schon ordnen, womit noch warten, wie viel erzählen und an wen.
Die Bibliothekarin hat jetzt auch den Wunsch, dass ich mit ihr reden sollte, um die Angelegenheiten mit der Bibliothek zu ordnen. Also, ich glaube dass ich schon etwas sagen muss über mein ‚eventuelles‘ Ziehen ins Ausland?
Dies alles ist so verwirrend, dass ich nicht weiss was zu denken. Was glaubst Du, dass Deine Freunde von mir und von der ganzen Sache denken werden. Ich hoffe, dass sie Dich jedenfalls nicht verachten werden (und mich auch nicht).
Wie viel leichter und schöner alles dies wäre, wenn wir die beisammen ordnen könnten! Das Leben ist kaum je leicht, das habe ich auch gemerkt, wenigstens für mich. Also, man braucht nur „pazienza“ und alles wird gut wieder oder vielmehr endlich als wieder.
…
Tarvasjoki 24.-25.2.89
Rainer, my dearest conqueror,
Now that I would have had the possibility to write to you at home in peace and quiet every day I’m astonished that I haven’t really been able to do that. It seems that it is easier for me when I have to do that “secretly”, letter papers between file papers, all the time fearing that I would forget one there! What do you make of that?
Anyway, this is the last night before our family is together again. Even now I cannot tell very much in the beginning, because I want that the whole family hears ist at the same time, but without any outsiders. I consider Pirkka (Sanna's boyfriend) still as an outsider to this family, or soon ex family. He will hear it in good time from Sanna in the way she prefers to tell him about it. I find this solution more fair to the others, if there exists any fairness in these cases for anyone.
Before our vacation I thought that the last week before it would be the longest ever. And it was almost like a nightmare, but now the weeks Rainer, my dearest conqueror,
Now that I would have had the possibility to write to you at home in peace and quiet every day I’m astonished that I haven’t really been able to do that. It seems that it is easier for me when I have to do that “secretly”, letter papers between file papers, all the time fearing that I would forget one there! What do you make of that?
Anyway, this is the last night before our family is together again. Even now I cannot tell very much in the beginning, because I want that the whole family hears ist at the same time, but without any outsiders. I consider Pirkka[1] still as an outsider to this family, or soon ex family. He will hear it in good time from Sanna in the way she prefers to tell him about it. I find this solution more fair to the others, if there exists any fairness in these cases for anyone.
The way in which to tell about all of this is awfully difficult. I have sort of decided that I’ll probably tell first about going to work abroad. Then it will not be so awkward for him when he tells about it to people here. He doesn’t have to say anything about a divorce now. Later it will only appear a natural matter. He can get a credit on that: “No wonder, such a wife who leaves her home and children!” – And that’s what people are going to say. Only it doesn’t hurt me at all, because I won’t be hearing it any more. At least I hope I’ll be with you by that time. So, please, don’t send me back!
Before our vacation I thought that the last week before it would be the longest ever. And it was almost like a nightmare, but now the weeks to come, how will they be? Let’s hope that we both can stay calm and reasonable and avoid bad quarrels that then would hurt us for the rest of our lives and effect on our relationship. One can often read in the papers about people who have gone through a divorce and how they separated “as friends”. I don’t know, if that is really possible ever, but I sincerely hope so.
Now I have seen the lawyer who was thus the first one here to know about our ‘case’. Well, as I told you in the phone, he was rather surprised when he heard why I had wanted to talk to him. He also told me about the practical side in the process. Anyway, I’m really glad that there are no silly talks with any priests or marriage councellors as there used to be. One doesn’t have to explain any details, either, why one wants to separate. That makes it a lot easier to go through. And (if) when I give a proxy to that lawyer he takes care of everything now and then also when the compulsory six months are gone.
…
In Giorgios Privatkino wird kurz die Ortstafel von Pordenone eingeblendet. Schwenk ins Avus-Büro. Ich beobachte Dellorusso an seinem überladenen Schreibtisch. Er telefoniert mit einem Kollegen aus der Schadenabteilung einer Versicherung. Ich sitze an einem sehr kleinen Abstelltischchen, vor mir Gharibehs Bibel, ein Italienisch-Deutsch-Wörterbuch und ein paar Akte für ein erstes Einlesen. Worum es in Dellorussos Gespräch geht, verstehe ich, wenn auch nicht jedes Wort. Er diskutiert mit dem Kollegen über die Höhe eines ‚Fermo Tecnico (Nutzungsentgang - Entschädigung für die Nichtbenutzbarkeit eines Fahrzeugs während der Reparatur). „Hast du schon vergessen, das letzte Mal habe ich dir Recht gegeben, diesmal musst du nachgeben“, sagt Dellorusso. Sein Kollege bietet eine geringe Summe. Dellorusso handelt den Betrag hinauf. Ich staune. So ein Argument habe ich in all den Jahren nie gehört, schon gar nicht angewendet. Da hat dieser Kunde ja richtig Glück, dass er nicht der vorige war!
Die Akten, die ich lese, lassen mich neuerlich staunen. Mir fällt ein, wie ich mich, noch bei der Allianz, manchmal ärgerte, weil ich oft erst bei Avus nachfragen musste, wie es um eine Sache stand, schrieb den Umstand aber einer unbeabsichtigten Nachlässigkeit bei Avus zu. Jetzt erkenne ich, dass die Auftraggeber grundsätzlich während der ganzen langen Zeit der Bearbeitung nicht über den Sachstand informiert werden, wenn sie nicht nachfragen. Ich spreche Frau Munes darauf an. Sie hält diese Praxis für völlig normal. Ich solle mir vorstellen, wieviel wahrscheinlich unnötige Arbeit es machte, würde man in vertretbaren Abständen dem Auftraggeber berichten.
Für mich ist das hier ein äußerst nützlicher Italienischkurs. Und ein erstes Kennenlernen grundlegender fachlicher Gepflogenheiten. Mindestens genauso wichtig wie Gharibehs juristische Spezialliteratur. Dellorusso ist ein sehr kleiner Süditaliener Ende sechzig, könnte schon längst in Pension sein, wird demnach bald gehen. Natürlich kommt er von einer der großen italienischen Versicherungen, wo er sein Handwerk gelernt und jahrzehntelang ausgeübt hat. Ob ich ihm eines Tages nachfolgen werde, ist nicht so sicher. Insbesondere Scussel bezweifelt, ob mein Italienisch dafür ausreichen würde. Ihre Zweifel teile ich nicht. Schon nach wenigen Tagen Praxis sehe ich mich auf gutem Weg. Schon bereitet mir das passive Verstehen der Akten keine besonderen Probleme mehr und die Übung wird auch das Aktive bald sehr verbessern.
Überdies, kein Nachteil ohne Vorteil: Dellorusso spricht keine Fremdsprache. Die meisten Auftraggeber sitzen in Deutschland. Was mir – noch – an meinem Italienisch fehlt, das habe ich ihm voraus im Kontakt mit den Auftraggebern. Mit ihnen gibt es momentan trotz Munes‘ und Scussels Befähigungen im Deutschen kaum direkte Kontakte. Die laufen über Gharibeh in Graz. Avus Pordenone ist mehr oder weniger eine Grazer Dependance. Klar, der Umweg in der Abwicklung ist ein arger Bremsklotz. Der Mangel lässt sich aber problemlos kaschieren, weil die Auftraggeber wissen, dass Abwicklung durch die italienischen Versicherungen und Gerichte unglaublich langwierig ist und daher die lange Dauer niemals Avus ankreiden. Ich sehe aber schon vor mir, wie man allein durch direkten Kontakt mit den Auftraggebern wenigstens eine gewisse Beschleunigung erzielen könnte.
Frau Scussel hat für mich im Hotel Minerva auf dem Piazzale XX Settembre (der Abend in Schladming!) ein Zimmer gemietet. Mir kommt vor, ich bin in Afrika. Schwarze Männer und Frauen auf den Gängen, in vielen Zimmern, Tür an Tür mit mir. Durch die dünnen Wände höre ich in den früheren Nachtstunden Partystimmung und Lachen, später Kichern, danach auch Stöhnen. Tamara erklärt mir, dass die amerikanische Militärbasis in Aviano zeitweise nicht genug Unterkünfte hat. Teile des Personals müssen dann in Privatquartiere ausweichen. Deshalb gibt es in der ganzen Gegend kaum freie Zimmer bei Privaten und in den Hotels. Noch einen seltsamen Gast beherbergt das Hotel: Franz Löschnak. Ich glaube zuerst an eine Verwechslung, als er eines Morgens mit einem Hund an der Rezeption steht und mit der Hotelbesitzerin plaudert. Er ist seit ein paar Monaten österreichischer Innenminister. Was der wohl da macht? Ich frage ihn nicht. Parzifal. Ich hasse Innenminister.
Dellorusso kommt jeden Morgen mit der Bahn aus Udine. Er trägt immer Anzug, wenngleich oft ohne Krawatte. Er gibt sich kurz angebunden, sachlich und streng. Nicht nur mir gegenüber. Tamara hat, kommt mir vor, enormen Respekt vor ihm, ja fast schon Angst. Was mag dahinterstecken? Die Sorge, ohne Dellorusso weitgehend aktionsunfähig zu sein? Im Grunde ist Dellorusso nicht nur Liquidatore Principale hier, sondern Capo des ganzen Büros. Lachen sehe ich ihn nur, wenn es taktisch in ein Verhandlungsgespräch passt. Zu Mittag gehen wir meistens in eine benachbarte Bar, nehmen einen Panino und uno Sprizz. Smalltalk auf ausgedünntem Sympathielevel. Vielleicht hat Dellorusso schreckliche Erlebnisse in den Kriegsjahren gehabt. Er redet nicht darüber und ich frage nicht danach. Parzifal. Das hätte ich wohl tun sollen. Ich vermute bei ihm eine tiefe Abneigung gegen alles Deutsche und hätte das zweifellos verstanden.
Turku, 1.3.1989
…
I don’t know if I should send any letters to you to Götzendorf or not, but I don’t have any other place now to send it to. I only hope that you get them before they are burnt.
…
Do you think that happy ends are out of fashion? Or do you think that the best thing to happen to you is your death?
Now I must stop, because this becomes too gloomy. Perhaps it is due to the tension there is now at home. If he continues in that way much longer I think I’ll have a mental break down. Therefore, I do wish that Dieter would answer me very soon. I need to have something to do, make the arrangements, keep busy, so that I wouldn’t have so much time to think and just sit and hope that time would pass. Somehow I am unable to start with anything before everything is settled, that I really can be sure that I am leaving. Can you understand that?
...
Soile, meine Liebe!
…
Es war ein furchtbarer Tag heute, ich konnte keine Sache richtig weiterbringen. Ich fühlte mich so müde innerlich. Um fünf ging ich in meine Bude, legte mich etwas hin, meine Gedanken bei Dir, bei Deinem schweren Schritt. Ach, hätte ich es für Dich tun können! Hoffentlich war es nicht unerträglich! Schon nach kurzer Zeit das Telefon. Angela, das liebe Mädchen aus Italien, ist immer noch bei Annamaria und Mario in Götzendorf, um ihr beizustehen. Sie sagt, ich soll mir keine Sorgen machen, sie bleibt bei Annamaria, jetzt und später. Ich bin mir noch nicht ganz klar, wie ich das verstehen soll, aber es ist mehr als ich hoffen durfte.
Dann meine Mutter am Telefon. Sie ist beunruhigt, weil sie mich nicht im Büro angetroffen hat. Ich gebe das Ausruhen auf. Jetzt will ich schreiben.
Soile, Geliebte, diese Ungewissheit ist nicht auszuhalten. Hier sitzen zu müssen, untätig, nicht zu wissen, wie es Dir geht, wie es abläuft. Geht es dramatisch, geht es vernünftig, wahrscheinlich brauchst Du mich und ich kann nicht da sein! Ach, würdest Du anrufen statt Angela und meiner Mutter! Ich bin so unruhig!
Soile, Geliebte, ich glaube, ich habe Dir nicht genug gedankt für die wunderbarsten 150 Stunden meines Lebens. Aber ich versichere Dir, 150 Stunden sind mir nicht genug. Ich freue mich schon auf die nächsten 150 Monate mit Dir. 150 Monate rakkaus ja laulu ajaton, mindestens!
Jetzt hoffe ich nur, daß Du bald kommen kannst. Ich erwarte Dich mit der ungeduldigen Sehnsucht Romeos. Aber auch mit der ruhigen Geduld eines Mannes, der sich seiner Sache sicher ist. Daher, komm sofort, wenn Du mußt, aber laß Dir Zeit, wenn es nötig ist, jedenfalls komm, sobald Du kannst! Hier erwartet Dich die Liebe.
Turku, 6 March, 1989
First of all I want to thank you for your marvellous support during the crisis in my family. And of course at all times, but especially now. You have helped me in an incredible way.
All this trouble, though, has probably in a way paralysed my brains or directed them to think very one sided. I try to do better from now on, since there is something else to think about besides this trouble. For instance making plans for the future. It would be nice to know what you most expect from our future! What will it be like?
…
Sometimes I find my situation here in the office a little comical (perhaps too early). From time to time I find it almost impossible to talk seriously about future tasks. But then I say to myself that I must try, because nothing is certain before it really happens. Besides, I should perhaps now try to do my utmost to get all possible extra information about everything so that I can fulfil the job in the best way, should there be one available.
...
Turku, den 6.3.1989
Mein liebster Rainer,
ich hatte gerade Deinen ersten Brief nach unserer Urlaubswoche. Es scheint, dass Du ungefär auf die gleiche Weise fühlst wie ich, genauso müde bist wie ich. Dieses ist sehr anstrengend. Es ist schön fühlen zu können, aber jetzt glaube ich, dass es allzu viele Gefühle gibt.
Letzte Woche war eigentlich ein Khaos, jetzt aber hoffe ich, dass alles in Ordnung gebracht werden kann. I. ist etwas beruhigt und es ist möglich mit ihm zu reden. Kirsi ist etwas restlos, aber ich hoffe es sei nur vorübergehend, dass es besser auch für sie geht wenn alles klar wird. Sanna scheint ganz normal, erzählt von ihren Plänen wie, oder vielleicht sogar mehr als früher.
Ach, wie ich wünsche, dass Dieter bald etwas sagt. Wenn er „nein“ sagt, weiss ich nicht, was ich dann tue. Ich kann, besser will nicht hier bleiben ohne Dich für eine längere Zeit. Ich habe einen so großen Bedarf bei Dir zu sein, dass es wirklich weh tut, nicht dort sein zu können. Geduld, Geduld, das braucht man ja vieles. Aber wie lange kann man damit leben?
Ein großer Trost in all diesem ist, dass Du noch so sicher bist, dass Du mich liebst und mit mir leben willst. Ich bin es AUCH, ganz TOTAL.
…
Hier war ich als Du anrief. Ich wusste es also, dieser würde ein grossartiger Tag. Ich weiss jetzt nicht wie ich Dir danken könnte. Ich werde etwas finden, wenn wir uns treffen. Nach der letzten alpträumerischen Woche scheint alles jetzt ganz unglaublich gut zu sein. Morgen werde ich die Papiere für die Trennung an den Juristen geben und damit wird diese Sache erledigt. Bald können wir entscheiden wann und wo! Wunderbar!
Jetzt muss ich weg den Salat zu kaufen, weil diese Läden früh hier abgeschlossen werden.
...
Mein Flugzeugfenster umrahmt mich in Graz vor Dieter Pscheidls Schreibtisch. Ein weiteres Geständnis ist fällig. Ich habe mich in die Mitarbeiterin eines Auftraggebers verliebt und bin entschlossen, mein weiteres Leben mit ihr zu teilen. Dieter ist schockiert. Er geht ja davon aus, dass ich mit meiner italienischen Frau und dem Kind nach Italien möchte. Andererseits, Veränderungen wie diese kennt er aus seiner eigenen Familie. Wer die Auserwählte sei, fragt er. Am ehesten käme eine junge Italienerin in Betracht, denkt er, die ich während meines Pordenone-Gastspiels getroffen habe. Andererseits, in Italien gibt es keine Auftraggeber. Oder die lebhafte Sundberg aus Schweden? Sicherlich eine von denen, die ihre Lebenslust offen vor sich hertragen. Ich lasse die Katze aus dem Sack. Es ist Frau Lindström von der Sampo in Turku. Jetzt versteht er gar nichts mehr. Diese zurückhaltende unscheinbare Finnin? Die er vor Kurzem erst mit einiger Mühe als Auftraggeberin gewinnen konnte? Seine erste Sorge: Wird ihr Nachfolger, ihre Nachfolgerin die Verträge einhalten? Dieselben Gedanken, die er sich schon gemacht hat, als er von Frau Lindström die sonderbare Bewerbung um einen Posten in Graz bekommen hat. Das also steckt dahinter! Ich mache Dieter darauf aufmerksam, dass die Skandinavier sehr vertragstreu sind. Selbst wenn nicht, die paar Aufträge von Sampo fallen nicht so sehr ins Gewicht. Aber Soile, also Frau Lindström, bei Avus in Graz, ihre vielen Kontakte in ganz Skandinavien, nicht zuletzt durch die Präsidentschaft bei der SOS, das eröffnet viele neue Chancen. Unter diesem Aspekt scheint es ganz unerheblich, ob sie für einen konkreten Job hier gebraucht wird oder nicht. Das, glaube ich, leuchtet Dieter ein. Meine Argumentation dürfte auch auf seine Einschätzung meiner selbst positiv gewirkt haben. Fachliche Qualitäten hin oder her, nie sollte man das berühmte Wachstum aus den Augen verlieren. Ich stelle eine neue Seite fest an mir selbst. Ich bin in dieses Gespräch gegangen, ohne mir dieses Argument überlegt zu haben. Es ist mir ganz spontan eingefallen, während ich Dieter im Gespräch angeschaut habe. Ich glaube, es ist dieser Augenblick, in dem ich vom Angestellten zum Unternehmer werde.
Turku, den 9.3.1989
Rainer, mein lieber Arbeitsvermittler,
wie ist es, dass das Schreiben so wenig geblieben ist? Reden wir so viel im Telefon, dass man keine Zeit mehr hat zum Schreiben und dass die wichtigsten Sachen dann gesagt werden?
Jetzt bin ich jedenfalls überzeugt, dass ich nicht weiss wie zu sitzen, weil ich gar nicht sitzen wollte. Bis morgen muss ich auf den Chef warten um die Neuheit zu erzählen. Ich wünsche mir, dass es gut geht, dass er nicht schwierig sein wird. Ich glaube nicht. Bis jetzt habe ich auch nicht erledigen können, ob man den Urlaub nehmen kann wenn man die Kündigung meldeet.
Weisst Du wie langer Termin man bei der Avus für die Kündigung hat? Ich meine nur, wenn sie sofort mich herauskicken wollten? Das wünsche ich natürlich nicht und werde mein bestes tun, dass sie zufrieden mit mir wären.
Ach wäre es schon der 25.3. und die Fahrt dorthin. Jedenfalls weiss ich, dass ich Schwierigkeiten mit dem Geschlecht [1] haben werde, wenn ich schon während der Ostern fahre, aber solche Feiertage sind ja die schwersten, wenn alles nicht in Ordnung ist zuhause. Man würde sich nur langweilen und in den Streit geraten.
Du bist so lieb mit mir die ganze Zeit gewesen und mir auf alle möglichen Weise geholfen, dass ich es nicht verstehen kann. Du musst mich an dies erinnern, wenn ich eines Tages mich ärgern würde! Im Moment fühle ich als ob dies nie passieren könnte, aber vielleicht ist so was nicht möglich. Ich hoffe, dass der Tag in einer fernen Zukunft bleibt.
Jetzt aber muss ich wieder weg, wenn ich meinen Pass abholen will.
[1] Ein bisschen verlegen überlege ich, was Soile gemeint haben könnte. Schließlich glaube ich, sie meint, Familie.
…
Turku, den 10. März 1989
Rainer, mein total Liebster,
was für ein Gefühl! Genau zwei Wochen und dann ein ganz neues Leben! In meinem Alter! Wunderbar!
Mein Chef hat mich auch überrascht mit seinem Benehmen. Ich hatte etwas unangenehmes erwartet, aber er war nur froh für mich. Ich glaube sogar, dass er mich mehr schätzt als vorher. „Wie hast Du das geschafft?“ fragte er erstaunt. Jetzt hat er es eilig, er muss zwei neue Angestellte lehren, den einen nur für den Sommer, aber jedoch, weil er noch keine hat.
Im Moment kann ich auch Deine Frage beantworten: I like myself! Also ein Wunder ist geschehen. Und das kann ich nur Dir als Verdienst anrechnen. Du hast den Sonnenschein in mein Leben gebracht. Ich kann die Welt mit anderen Augen sehen, sie sieht viel schöner aus als vorher.
Alles scheint unglaublich zum letzten Minut bis es wahr wird. Diesmal muss auch alles klappen. Jetzt gibt es nach meiner Meinung wenige Möglichkeiten für Missgeschick. – Und diesmal werde also ich auf Dich im Flughafen warten.
Hier hast Du angerufen.
…
Der Chef hat auch angemeldet, dass alles klar ist, ich kann also die Firma verlassen wie geplant!
Jetzt muss ich weg. Wenn Du diesen Brief bekommst, haben wir nicht so viele Tage übrig ohne uns.
Also bis bald mein Liebling und viele Küsse noch per Brief, bald anders.
Deine Soile
Turku, den 15. März 1989
Mein liebster Rainer, noch ein Brief für Dich. Dann wird es eine Pause, nehme ich an, weil wir danach zusammen sein werden. Diese Idee, wenn ich daran denke, ist sehr aufregend.
…
Es ist interessant gewesen, die Reaktionen der anderen Menschen hier nachzufolgen. Alle der Nächsten sind mehr oder weniger erschrocken. Die Leute hier im Büro vielleicht meist nur neugierig. Aber jede haben gefragt ‚Was sagt die Familie dazu‘. Einige sind auch ein bisschen neidisch, was ja eine sehr typische Eigenschaft bei den Finnen ist.
…
Also bis bald mein allerliebster Lebenspartner. Noch die letzten Papierküsse.
Deine Soile
Soile, meine innig Geliebte!
Wir haben gerade telefoniert, einander unserer Liebe versichert. Als ob wir das nötig hätten! Heute fühlen wir beide – und fühlen ist mehr als wissen! – daß sie ganz da ist, die Liebe, diese unbestechliche Zauberin. Heute, da wir uns dieses heiligen Gefühls so sicher sind, sollten wir uns versprechen, niemals zu sagen, ich liebe Dich, wöge die Liebe auch nur ein einziges Gramm weniger als heute. Wir würden es ja beide fühlen, der es sagt und der es hört, wenn es mehr Gewohnheit wäre und weniger Empfindung. Das sollten wir einander schwören, niemals aus Bequemlichkeit ich liebe Dich zu sagen, oder aus Gewohnheit oder aus Müdigkeit oder aus schlechtem Gewissen. Niemals darf das heilige Wort entweiht werden zu leerer Floskel. Wir müssen sicher sein, ich liebe Dich nur dann zu hören zu bekommen, wenn das Herz wie heute vor Liebe wirklich übergeht, wenn es völlig unvermeidlich ist es auszusprechen, weil man sonst daran ersticken müßte, würde man es nicht sagen dürfen. Soile Anita, ich liebe Dich!
Es ist wie im Märchen, wie in der Sage. Ein Hofstaat zieht mit Prunk durch fremde Lande viel. An der Spitze des Zuges auf seinem wohlgezierten Roß ein König, der seine Braut aus ihrer fernen Heimat heimholen will. Zwar ohne Roß und ohne Hofstaat werde ich kommen, aber ich werde Dich heimholen, auf daß Du meine Königin seist. Und der Grund meiner Wahl wird nicht die Staatsraison sein, auch keinerlei andere Raison, ja eigentlich das genaue Gegenteil jeglicher Raison, aber die Liebe selbst. Seien wir gut zu ihr, damit sie sich bei uns wohlfühlt und recht lange bei uns bleibt!
Einen Moment lang denke ich nach, ob dieses Schneetreiben im Kabinenfenster von Giorgio kommt oder Wirklichkeit ist. Dann sehe ich aber auch im Fenster gegenüber die weißen Striche waagrecht vorbeistreifen. Die DC9 beginnt Kurven zu fliegen. Hin und wieder zuerst, dann in einem fort. Wir sind im Landeanflug auf Helsinki, sagt die Lautsprecherin. Man sieht nichts als weiße Striche auf schwarzem Grund. Hoffentlich weiß der Knabe, wo er landen soll, denke ich. Es klappt wie am Schnürchen. Das Flughafengelände ist angezuckert. Weiße Ostern. Der Weg zur Parkposition ist lang. Ich muss auf keinen Koffer warten, habe nur Handgepäck. Die pneumatische Tür öffnet sich. Soile! Die jetzt ganz die Meine ist. Frohe Ostern. Es ist unverständlich, unbeschreiblich, unglaublich. Wunderbar, sagt Soile immer wieder.
Soile ist mit dem Nissan da, der Ilkka gehört. Ilkka hat die Größe gehabt, ihr den Wagen für die Reise nach Österreich zu überlassen, damit sie ihre Sachen transportieren kann. Der Wagen ist randvoll. Für mich ein erster Hinweis auf Ilkkas Güte. Das erste Stück der Reise ist kurz. Das Hotel Rantasipi liegt noch im Flughafenbereich. Ich frage Soile, was Rantasipi heißt. Ranta ist der Strand. Rantasipi ein Vogel. Wie er auf Deutsch oder Englisch heißt, weiß sie nicht. Egal, ich nenne das Hotel heute und für immer Rantapissi.
Den nächsten Morgen fährt Soile uns zum Hafen. Zum ersten Mal sind wir auf der Fähre nach Travemünde. 27 Stunden dolce far niente auf See. Wir haben viel Zeit für einander. Zu wenig offenbar, denn obwohl wir längst angelegt haben, sind wir noch miteinander beschäftigt, als schon das Reinigungspersonal die Kabinentür öffnet. Wieder einmal muss ich „No!“ rufen. „No! No! No!“ Dann haben wir es plötzlich eilig, denn wir sollten in Hamburg den Autozug nach München erreichen. Das gelingt. Der Nissan steht auf dem Niederbordwaggon, die Handbremse ist angezogen. Über die Rampe hinauffahren, war meine Sache, war Soile zu heikel. Wir begeben uns in den vorderen Teil des Zugs, wo ich ein Schlafwagenabteil reserviert habe. Das sanfte Schütteln wäre sicherlich einschläfernd gewesen. Uns aber hält irgendetwas wach. Hellwach für lange, bis wir ermattet uns doch dem Schlummer hingeben. So etwas wie auf der Fähre will Soile nicht mehr erleben. Daher machen wir uns rechtzeitig bereit zum Aussteigen. Der Nissan ist uns brav nachgefolgt. Ich fahre von dem Zug herunter und durch München auf die Autobahn. Es ist Ostersonntag. In Hamburg hat es noch geregnet. Hier finden wir schönes Frühlingswetter. Blauer Himmel und linde Luft. Der Verkehr ist immer stark durch das bayrische Unterland. Der Chiemsee. Die Schönheit der Landschaft hält Schritt mit der Schönheit des Lebens. Walserberg. Soile an der Grenze zum neuen Leben. Der Grenzbeamte nimmt die Pässe. „Ja, was hamma denn da“, fragt er gutgelaunt, „Suomi!“ (richtig betont!). Ein urösterreichischer Willkommensgruß, hübscher als eine Blasmusikkapelle. An der Raststelle bei Kuchl halten wir zu einem zünftigen Osterfrühstück mit Speck und Ei. Wird das Leben jetzt immer weitergehen so himmlisch? Über die Tauern. Das Hochgebirge verbrämt mit den Kaninpelzen des ewigen Schnees. Kärnten, ernst und schroff anfangs, dann liebliche Musik. Griffen und Pack, der weite Blick hinüber auf Köflach und Voitsberg, es gibt so viel zu schauen für Soile. Schließlich Graz. Ein Drittel mehr Einwohner als Turku und doch so viel ländlicher. Eine Straßenbahn wie in Helsinki, gleichfalls in grün. Frau Kreysler habe ich vorbereitet über Soiles Ankunft. Sie hat es mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einen Studenten wollte sie als Mieter und jetzt kommt ein angewelktes Brautpaar daher. Zwei Personen verursachen mehr Aufwand als eine. Das habe ich eingesehen und die Mieterhöhung akzeptiert. Falls Soile enttäuscht ist über die dunkle Wohnung, das einfache Zimmer, sie lässt sich nichts anmerken. Das Glück ist noch zu frisch.
When the vicar’s wife went off with a young and penniless man, the scandal knew no bounds. Her two little girls were only seven and nine years old respectively. And the vicar was such a good husband. True, his hair was grey. But his moustache was dark, he was handsome, and still full of furtive passion for his unrestrained and beautiful wife.
Why did she go? Why did she burst away with such an éclat of revulsion, like a touch of madness?
Nobody gave any answer. Only the pious said she was a bad woman. While some of the good women kept silent. They knew.
The two little girls never knew. Wounded, they decided that it was because their mother found them negligible.
The ill wind that blows nobody any good swept away the vicarage family on its blast. Then lo and behold! the vicar, who was somewhat distinguished as an essayist and a controversialist, and whose case had aroused sympathy among the bookish men, received the living of Papplewick. The Lord had tempered the wind of misfortune with a rectorate in the north country.
D. H. Lawrence, The Virgin and the Gipsy
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